Jahr für Jahr zieht es rund 20.000 Azubis im Rahmen einer betrieblichen Ausbildung ins Ausland. Dort erweitern sie nicht nur ihren Horizont, sondern vertiefen auch berufsrelevante Qualifikationen. Vor der Abreise sind allerdings einige Hürden zu überwinden.
Eine Ausbildung im Ausland fördert die Selbstständigkeit, verbessert Fremdsprachenkenntnisse und schult die im Arbeitsleben gefragten „soft skills“. Studien zufolge berichten ehemalige Auslands-Azubis fast durchweg von guten und nützlichen Erfahrungen: Sie betonen vor allem, dass die Reise ihre kulturellen und sozialen Kompetenzen gesteigert, ihr Selbstvertrauen gestärkt und ihre Berufschancen verbessert habe. Auch die große Mehrheit der entsendenden Betriebe beurteilt die Auslandsaufenthalte ihrer Azubis positiv.
Rein rechtlich ist es jedem möglich, Teile der Ausbildung im Ausland zu absolvieren. Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) erlaubt es, maximal ein Viertel der Ausbildungszeit in der Fremde zu verbringen. In der Praxis warten jedoch einige bürokratische Hindernisse: Die Organisation und die Finanzierung bringen einigen Papierkram mit sich. Außerdem muss der Ausbildungsbetrieb den Reiseplänen zustimmen. Derzeit lassen vor allem Betriebe mit über 500 Beschäftigten Azubis ins Ausland ziehen. In kleineren Unternehmen ist die Mobilität deutlich geringer.
Zuallererst sollte man klären, ob der Ausbildungsbetrieb mit der Ausbildung im Ausland überhaupt einverstanden ist. Danach muss man auf eigene Faust aktiv werden, recherchieren und Anträge stellen. Die EU, der Bund, die Kammern und Verbände bieten verschiedene Programme an, für die es keine zentrale Anlaufstelle gibt. Im ersten Schritt kann man den Ausbilder oder Berufsschullehrer nach Austausch- oder Praktikantenprogrammen fragen. Auf jeden Fall ist es empfehlenswert, den Europass zu beantragen: Darin werden die Ausbildungsschritte im Ausland in standardisierter Form dokumentiert, was ihre Anerkennung in Deutschland erleichtert. Die beliebtesten Reiseziele waren in den letzten Jahren Großbritannien, Frankreich, die Niederlande und Spanien.
Während der Ausbildung im Ausland zahlt der heimische Ausbildungsbetrieb weiterhin Ausbildungsvergütung; der aufnehmende Betrieb kann sich daran beteiligen. Die Unterkunfts- und Reisekosten muss man als Azubi selbst tragen. Zur finanziellen Unterstützung gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten, etwa das EU-Programm „Erasmus+“ oder vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekte. Auch die Kammern und Verbände greifen reisewilligen Azubis finanziell unter die Arme.
Förderprogramme und Anlaufstellen: Die Informations- und Beratungsstelle für Auslandsaufenthalte in der beruflichen Bildung informiert über Programme und Finanzierungshilfen und vermittelt Ansprechpartner.
Mit „Erasmus+“ ins Ausland: Fakten und Hintergründe zum „Erasmus+“-Förderprogramm für Azubis, präsentiert von der Nationalen Agentur Bildung für Europa.
Berufsbildung ohne Grenzen: Alle möglichen Fragen zur Ausbildung im Ausland beantwortet das Beraternetzwerk „Berufsbildung ohne Grenzen“ der Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern.
Die Auslandsvermittlung der Arbeitsagentur: Länderinfos und Hintergründe – die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit hilft reisewilligen Azubis.
europass-info.de: Wozu man den Europass braucht und wie man ihn beantragt – hier steht es.
Für alle Arten von Einstellungstests, Eignungstests und Berufseignungstests
ISBN 978-3-941356-03-0
548 Seiten24,95 €