Bevor ich mich zum Freiwilligen Wehrdienst – kurz FWD – bewerben konnte, musste ich zunächst dem örtlichen Karriereberatungsbüro der Bundeswehr einen Besuch abstatten. Dort wurde mit mir ein Termin für einen Vortragstag vereinbart, an dem ein Karriereberater einen PowerPoint-Vortrag über die Bundeswehr hält. Diesen Vortrag habe ich besucht und fand ihn sehr interessant.
Etwas später ging es dann zum Einzelgespräch mit dem zuständigen Karriereberater. Mitzubringen waren der Personalausweis, die letzten Zeugnisse, die Geburtsurkunde und, falls vorhanden, der Führerschein. Vor dem Einzelgespräch sollte man sich über einige Dinge schon ein paar Gedanken gemacht haben: Welche Voraussetzungen bringt man mit, welche Kenntnisse und Fähigkeiten hat man, welchen Karriereweg möchte man einschlagen – Panzergrenadier, IT-Soldat, Wachbataillon …? Der Karriereberater gibt einem dann Tipps zu passenden Karrierepfaden und händigt die Bewerbungsunterlagen aus, die man ihm später ausgefüllt und mit allen erforderlichen Unterlagen wieder vorbeibringen muss.
Ungefähr einen Monat darauf hatte ich die Einladung zum Eignungstest in der Hand. Als kleine Zugabe war noch ein Reisegutschein der Deutschen Bahn dabei. Wenn man den Gutschein nicht braucht, darf man ihn nicht wegwerfen, sondern muss ihn wieder abgeben.
Meine ärztliche Eignungsuntersuchung fand in Düsseldorf statt. Bewerber für den FWD mussten um 8:30 Uhr morgens eintreffen – Zugausfälle und andere Verspätungen sollte man bei der Anreise einplanen. Pünktlich um 8:20 Uhr kam ich auf dem Gelände der Kaserne an. Direkt am Eingang wurde mir ein Laufzettel ausgehändigt: Darauf standen mein Name, mein Aufenthaltszweck auf dem Gelände und die Hausregeln. Den Laufzettel muss man immer bei sich tragen, er ist wie ein Ausweis. Wenn man ihn nicht vorzeigen kann, muss man das Militärgelände verlassen. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen und die Spinde eingeräumt hatten, ging es auch schon los zur ärztlichen Eignungsuntersuchung.
Die ärztliche Eignungsuntersuchung startete mit einem Hör- und Sehtest. Bei der anschließenden allgemeinen Untersuchung kommt Folgendes auf einen zu: eine Untersuchung von Genitalien, Knochen, Gelenken und Lunge, ein Urintest, ein Drogentest, eine Messung von Puls und Blutdruck, ein Belastungs-EKG, Fragen zur persönlichen Krankheitsgeschichte und der der Eltern. Zur Untersuchung musste ich frühere OP- und Krankenhausberichte und Berichte von Blutuntersuchungen mitbringen. Der Arzt gab mir grünes Licht: Ich wurde T2 (Tauglichkeitsgrad 2) gemustert. Auf zum Computer-Test!
Der drei- bis vierstündige Computer-Test der Bundeswehr hat es in sich. Auch wenn man sich „nur“ zum FWD bewirbt, muss man sich intensiv darauf vorbereiten. Im Internet kann man sich einen Eindruck verschaffen, wie der Test ungefähr abläuft. Der richtige Computer-Test ist allerdings sehr viel schwerer! Ich hatte bei vielen Aufgaben meine Schwierigkeiten.
Abgefragt werden verschiedene Themenbereiche: Rechtschreibung, Mathe, Elektronik, Physik, Konzentrationsvermögen, räumliches und logisches Denken und Reaktionsgeschwindigkeit. Im Elektronik-Teil wurde beispielsweise meine Kenntnis über Motoren abgefragt, im Physik-Bereich musste ich Aufgaben zu Schaltkreisen oder zum Ohmschen Gesetz bearbeiten. Zwischen den Themenbereichen darf man kleine Pausen machen und kurz verschnaufen. Das würde ich auch jedem empfehlen. Außerdem sollte man sich die Aufgabenstellungen sehr aufmerksam durchlesen. Aber so schwer der Test auch scheint: Verzweifelt nicht und gebt nicht auf. Die Bundeswehr will schließlich sehen, dass man durchhalten kann!
Nach dem Computer-Test gab es endlich etwas zu essen und man konnte sich mit seinen Mitbewerbern unterhalten. Anschließend ging ich zur Koordinationsstelle, wo mir dienstfrei gegeben wurde. Den Abend habe ich mit den anderen im Fernsehraum ausklingen lassen. Tag 1 war somit schon mal geschafft.
Früh morgens um fünf hieß es: Aufstehen! Um sechs Uhr gab es ein reichliches Frühstück, um sieben Uhr begannen dann die ersten Psychologengespräche. Ich musste allerdings geschlagene vier Stunden warten, bis ich endlich an die Reihe kam. Das Gespräch dauerte 50 Minuten und war sehr freundlich. Der Psychologe fragte mich zu meinen Hobbys, Schulnoten und den Aufgaben und Einsatzorten der Bundeswehr aus. Außerdem wollte er von mir wissen, warum ich zur Bundeswehr möchte und wer aktuell Verteidigungsminister, Bundeskanzlerin und Bundespräsident von Deutschland ist. Dann gab es noch etwas heiklere Fragen: Was sagen Ihre Familie und Ihre Freundin zu Ihrer Entscheidung, zur Bundeswehr zu gehen? Was würden Sie tun, wenn Sie jemanden töten müssten? Könnten Sie auf Befehl ein Kind töten?
Der Psychologe gab mir sein OK. Kurz darauf durfte ich endlich zum Einplaner. Der hat sich erst einmal alle Unterlagen und die Ergebnisse des Psychologengesprächs und des Computer-Tests angeschaut. Das Ergebnis des Computer-Tests wollte man mir nicht sagen; ich nehme an, dass ich im durchschnittlichen bis guten Bereich lag. Einige Laufbahnen waren vom Arzt oder vom Psychologen gestrichen worden: Für das Wachbataillon bin ich zum Beispiel ein bis zwei Zentimeter zu klein, für das Musikkorps höre ich drei Dezibel zu schlecht. Da ich anscheinend in den Bereichen Mathe, Physik und Elektronik überdurchschnittlich gut abgeschnitten habe, empfahl mir der Einplaner eine Laufbahn als IT-Soldat. Sein Vorschlag hat mir sehr gut gefallen und ich habe ihn angenommen. Nachdem alles geregelt war, bekam ich Informationen zu meinem Dienst sowie Unterlagen, die ich noch ausfüllen muss.
Bald werde ich meine Grundausbildung in Bayern beginnen und anschließend zum IT-Sektor der Luftwaffe wechseln.
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ISBN 978-3-95624-065-2
304 Seiten18,90 €
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