Ich habe Anfang 2019 einen Einstellungstest für den gehobenen Dienst (Rechtspflegerin) beim Oberlandesgericht Frankfurt am Main gemacht. Nach der Begrüßung wurde der organisatorische Ablauf besprochen. Wir sollten unseren Personalausweis auf den Tisch legen, denn während des Tests wurde geprüft, ob auch die richtigen Personen an dem Test teilnehmen.
Jeder Bewerber bekam ein Heft (entweder Form A oder Form B, damit nicht abgeguckt werden konnte) und einen Schmierzettel. Wir durften nicht direkt ins Heft schreiben, sondern bekamen ein Extrablatt.
In der ersten Testaufgabe mussten wir sinnverwandte Begriffe finden: es wurde ein Begriff vorgegebenen und man musste ankreuzen, welches Wort dem Begriff von der Bedeutung her am nächsten kommt (z. B. „sensibel“ und die richtige Antwort war „empfindlich“). Dann wurden gegenteilige Begriffe gesucht. Für die nächste Aufgabe wurden uns Lückentexte gegeben. Wir mussten ankreuzen, welche Wörter in die Lücken passen. Fünf Antwortmöglichkeiten gab es, aber nur bei einer war das Wort richtig geschrieben.
Dann gab es ein Wortsuchrätsel. Bei der Aufgabe „Wortsalate“ war ein Wort angegeben, bei dem die Buchstaben durcheinander waren, z. B. „sylooigecph“. Und auch hier gab es jeweils fünf Antwortmöglichkeiten (Physiologie, Psychologie, Sinfonie, Symptome oder Symbole).
Des Weiteren gab es einen Aufgabenbereich zur Groß- und Kleinschreibung. Da waren Sätze ohne Leerzeichen und man sollte gucken, wie viele Wörter in einem Satz großgeschrieben werden müssen. Das wurde immer schwerer, weil am Anfang alles klein geschrieben war, aber gegen Ende manche Buchstaben groß und manche klein geschrieben wurden.
Dann gab es die Aufgabe „Grundrechenarten ohne Taschenrechner“ (z. B. 1295 – 354 = ? oder 125 : 4 = ? oder 1239 + 586 = ?). Die Rechenaufgaben wurden immer schwerer. Gegen Ende gab es Bruchrechnen (1 1/2 + 5 7/5 = ?). Gemischte Textaufgaben kamen auch dran. Eine Aufgabe war: „4 Arbeiter schaffen es in 6 Stunden, eine Grube zu graben. Heute sind nur 2 Arbeiter anwesend. Wie lange brauchen sie, um eine Grube zu graben?“ Auch Zinsrechnung und Prozentrechnung kamen dran. Die Zahlen musste man aber aufschreiben, nicht ankreuzen.
Logisches Denkvermögen wurde auch abgefragt. Darunter auch doppelte Sprachanalogien (z. B. „Bär“ verhält sich zu Pelz wie „Vogel“ zu Federn) und Zahlenreihen. Bei den Zahlenreihen gab es aber keine Antwortmöglichkeiten. Da musste man die Lösung hinschreiben.
Visuelles Denkvermögen wurde auch getestet. Es wurden dreidimensionale Körper gezeigt und wir mussten herausfinden, aus wie vielen Flächen der Körper besteht. Oder man musste sich vorstellen, eine Faltvorlage zusammenzubauen. Nur einer der fünf Körper aus den Antwortmöglichkeiten passte zur Faltvorlage. Diese Faltvorlagen wurden immer komplexer mit Farben, Zeichnungen, Muster und Formen. Dann musste man noch Figurenmatrizen vervollständigen.
Auch gab es ein Teilbereich „IT-Wissen“. Da wurden so technische Fragen gestellt, z. B. „Was ist ein RAM?“. Hier gab es auch immer vier Antwortmöglichkeiten.
Bei der Postkorbübung sollte man sich vorstellen, dass man im Sekretariat arbeitet. Der Chef ist im Urlaub und man soll ihm nur in dringendsten Fällen E-Mails senden. Drei Unternehmen waren dem Sekretariat zugeteilt.
Die Aufgabe bestand darin, E-Mails zu bearbeiten: Hierbei musste man genau gucken, ob die Mail intern oder extern ist, also von der eigenen Firma oder einer anderen Firma ist. Außerdem musste man beachten, ob in der E-Mail „dringend“ steht, an wen sie gerichtet ist und ob die Firma dem Sekretariat zugeteilt ist. Man sollte hierbei entscheiden, ob man die E-Mail selbst beantwortet, an den Chef weiterleitet oder abspeichert.
Dann kam der „b/d/p/q-Test“. Da wurde uns ein Zettel ausgeteilt, wo man die „d“s ankreuzen musste, die darunter oder darüber einen Strich hatten. Dazwischen versteckten sich „q“s oder „p“s, die auch mit Strichen gekennzeichnet waren.
Gegen Ende gab es einen Allgemeinwissenstest. Fragen waren zum Beispiel: Wann ist der Tag der Deutschen Einheit? Wie hieß die bekannteste DDR-Zeitung? Wann durfte die Frau ohne die Genehmigung des Mannes arbeiten gehen? Zu jeder Frage gab es wieder vier Antwortmöglichkeiten.
Danach sollte man noch ein Motivationsschreiben verfassen. Eine Psychologin gab uns vorher noch Hinweise: Es sollte enthalten sein, warum man sich genau für diesen Beruf beworben hat und warum man geeignet ist. Des Weiteren wollte Sie wissen, was wir zurzeit beruflich machen (Schule, Ausbildung oder Beruf) und wie wir unsere Freizeit verbringen – eventuelle ehrenamtliche Tätigkeiten usw. Das Motivationsschreiben sollte eine Seite lang sein.
Fit für den Eignungstest im Auswahlverfahren
ISBN 978-3-95624-061-4
310 Seiten18,90 €
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