Im Juni ging es los mit Bewerbungen schreiben. Als Vorlage für den Lebenslauf und das Anschreiben habe ich mir verschiedene Beispiele angeguckt. In den Sommerferien habe ich dann angefangen, mit einem Testtrainer-Buch für den Einstellungstest zu lernen. Zur Bewerbung als Sozialversicherungsfachangestellte bei der AOK habe ich mich ziemlich spontan entschlossen (einen Tag vor Einsendeschluss). Schon einen Tag später habe ich eine Einladung zum schriftlichen Auswahlverfahren eine Woche darauf erhalten. Dass der Termin so kurzfristig war, war aber kein Problem, weil ich mich ja schon seit Wochen mit dem Thema Einstellungstest beschäftigt hatte und auch schon einige Tests hinter mir lagen.
Vor jedem Einstellungstest war ich sehr aufgeregt, das war auch bei der AOK so. Der Test wurde durch den Ausbildungsleiter nett eingeleitet, der sehr locker und fröhlich an die Sache heranging, was die Anspannung ein bisschen nahm. Er hat deutlich gemacht, dass man wahrscheinlich nicht alle Antworten in der vorgegebenen Zeit schaffen würde.
Der Einstellungstest wurde mit Stift und Papier durchgeführt, nicht wie bei anderen Firmen per Computer. Wir bekamen einen Multiple-Choice-Fragebogen mit verschiedenen Lösungsmöglichkeiten zum Ankreuzen. Punktabzüge für unbearbeitete Fragen gab es nicht (außer bei der letzten Aufgabe).
Der erste Teil des AOK-Einstellungstests bestand aus Matheaufgaben, die aus meiner Sicht zu schaffen waren, wenn man sich vorher nochmal das Dreisatz-, Prozent-, Zinsrechnen und andere mathematische Grundlagen angeguckt hat. Auch Rechtschreibung und die Bildung von Wortgruppen kamen dran. Für diese Art von Aufgaben hatte man zwischen 15 und 30 Minuten Zeit.
Für den nächsten Teil hatten wir eine halbe Stunde Zeit. Dabei wurde unser Textverständnis getestet. Wir erhielten sechs bis sieben Texte, die jeweils ungefähr eine halbe Seite DIN A4 einnahmen. Zum Beispiel wurden Gesetze aufgeführt, anhand derer man beispielhafte Rechtssituationen von Familien oder Einzelpersonen analysieren und erörtern sollte.
Im letzten Prüfungsabschnitt ging es schließlich um die Qualität und Quantität der Textbearbeitung. Wir sollten zwei Zeilen mit Kundeninformationen (Name, Anschrift, Telefon-und Kundennummer) vergleichen und auf Fehler überprüfen. Hier bekam man für jede richtige Antwort einen Punkt und für jede nicht bearbeitete oder fehlerhafte Angabe einen Minuspunkt. Es galt also, sich sehr zu konzentrieren, auch weil man leicht zwischen den engen Zeilen verrutschte.
Drei Wochen später erhielt ich von der AOK eine Einladung zum Assessment Center. Dafür hieß es: Schick machen und du selbst sein. Ich war am Anfang sehr, sehr aufgeregt. Zum Auftakt haben wir uns alle in dem Raum versammelt, in dem auch der Einstellungstest stattgefunden hatte. Wir, das waren: die Bewerber, zwei Auszubildende, die uns durch den Tag begleiteten, und noch mehrere Ausbildungsverantwortliche der AOK.
Zunächst gab es eine kleine Vorstellungsrunde, was die erste Anspannung schon einmal löste. Als erste Aufgabe des Tages stand dann eine Gruppendiskussion an, bei der wir zu sechst in einem Raum saßen, gegenüber von vier AOK-Mitarbeitern, die alles beobachteten. Wir sollten uns in die Situation von Schiffbrüchigen hineinversetzen: Jeder sollte in zehn Minuten eine Liste mit bis zu 30 Gegenständen aufschreiben, die er in dem Szenario für besonders wichtig hielt. Anschließend haben wir 20 Minuten lang in der Gruppe diskutiert, um uns auf eine gemeinsame Liste der 20 wichtigsten Gegenstände zu einigen. Dabei ging es weniger um das Inhaltliche und mehr um das Verhalten in der Gruppe: Gingen wir auf die Argumente der anderen ein? Ließen wir sie ausreden? Akzeptierten wir Argumente, mit denen wir nicht einverstanden waren?
Es folgte eine kleine Pause in der Cafeteria, wo wir essen und trinken konnten. Es war ein kleines Buffet aufgestellt, an dem man sich bedienen konnte. Die beiden AOK-Azubis waren sehr nett und haben gefragt, wie wir die Aufgabe fanden und ob wir noch aufgeregt wären.
Die zweite Aufgabe bestand in einem Verkaufsgespräch. Zur Vorbereitung bekamen wir zehn Minuten Zeit und sehr viel Textmaterial – einen Vertrag und mehrere Broschüren. In der Kürze der Zeit konnte man nicht alles durchlesen. Wir sollten einem Mitarbeiter ein Angebot verkaufen. Er spielte einen Studenten, der mit dem bisherigen Angebot der AOK unzufrieden war. Natürlich hatte ich wenig Ahnung von der Situation und verstand den Vorgang auch nicht wirklich – das war aber auch nicht der springende Punkt. Beobachtet wurde, wie man sich selbst präsentiert hat, denn so würde man die AOK ja dann auch als Azubi vertreten: Ist man freundlich geblieben, auch wenn der Kunde es nicht war? Hat man sich verunsichern lassen von den – teilweise provokanten – Fragen? Grundsätzlich war es wichtig, den Vertrag und die Broschüren zu benutzen.
Die dritte Aufgabe war eine Gruppenarbeit: Wir sollten ein Produkt für die AOK entwerfen und präsentieren. Hierbei wurde wieder auf dieselben Details wie bei der Diskussion geachtet, später auch auf das Präsentationsverhalten. Meine Gruppe hat ein Fitnessarmband mit App entworfen. Wir waren uns schnell einig und fast jeder konnte eigene Ideen einbringen. Die Präsentation haben wir thematisch so gegliedert, dass alle etwas zu sagen hatten. Auch wenn die Beobachter schon bei der Produktbesprechung im Raum saßen, war es wichtig, sie trotzdem noch einmal zu begrüßen und so zu tun, als wüssten sie nicht, worum es ging.
Zuletzt führten die Verantwortlichen Interviews mit den Bewerbern. Sie fragten, warum man sich gerade bei der AOK beworben hat, was man in seiner Freizeit macht, welcher Abiturdurchschnitt zu erwarten war und was man machen würde, wenn man von mehreren Firmen Zusagen erhielte. Allgemein war es also wichtig, man selbst zu sein. Ich fand das Assessment Center richtig gut und habe mich dort sehr wohlgefühlt. Deshalb habe ich mich umso mehr über die Zusage am nächsten Tag gefreut.
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