Meine gesamte Bewerbung um einen Ausbildungsplatz als Elektroniker für Betriebstechnik verlief ähnlich denen in anderen technischen Berufen in der Industrie. Da ich mich bei einem Braunkohlekraftwerk eines großen Energiekonzerns beworben habe, gab es natürlich Eigenheiten während des mehrstündigen Computertests und Vorstellungsgesprächs, auf die man sich vorbereiten sollte. Eine Sache möchte ich unbedingt vorher erwähnen, die nach meiner Erfahrung einer der wichtigsten Dinge für eine erfolgreiche Bewerbung sind: Man sollte auf jeden Fall Begeisterung und ein gewisses Grundwissen sowohl über den Beruf als auch den Konzern bzw. das Unternehmen parat haben. Das zeigt nämlich in erster Linie die innere Überzeugung, auf die die verantwortlichen Ausbilder sehr großen Wert legen.
Um das zu zeigen habe ich in einem ersten Schritt – wie bei der Mehrzahl der Unternehmen mittlerweile üblich – eine Onlinebewerbung abgegeben. Etwa drei bis vier Wochen später wurde ich über einen Termin für den Einstellungstest informiert. Dieser fand komplett am Computer statt. Einzig erlaubtes Hilfsmittel waren Stift und Papier. Natürlich war ich ein bisschen aufgeregt, das ist aber völlig normal.
Der zweiteilige Test bestand aus mehreren Themengebieten und dauerte eineinhalb bis zwei Stunden. Im ersten Teil, der unterschiedliche Zeitvorgaben enthielt (von zwei bis 15 Minuten je Aufgabe), gab es meistens Antwortmöglichkeiten, aus denen man die richtige Lösung auswählen musste. Einzige Ausnahme waren die mathematischen Aufgaben, bei denen man selbst anhand eines Rechenweges (z.B. Proportionalitäten, Einheitenumrechnungen, Grundrechenfertigkeiten, Bruchrechnung, Prozentrechnung) das Ergebnis ermitteln musste. Für diesen Komplex standen 15min zur Verfügung.
Ein weiteres Themengebiet bestand aus Grammatik/Deutsch. Hierbei hatte man pro Aufgabe nicht länger als fünf Minuten zur Verfügung. Es mussten Wortergänzungen vorgenommen werden, die sinnhaft einen Satz vervollständigten oder an die Grammatik angepasst werden mussten. Außerdem mussten vorgegebene Wörter in der richtigen Schreibweise ausgewählt werden. Zudem gab es noch Aufgaben, bei denen man durch ein Wortpaar (Adjektive, Substantive, Verben) ein anderes im richtigen Verhältnis zueinander ergänzen sollte.
In dem Komplex Physik/Technik wurden Grundkenntnisse verlangt, die teilweise anwendungsbezogen und sehr praktisch waren. Alle Aufgaben waren jeweils mit einem Schaubild versehen. So wurden bspw. Verwendung und Funktionsweise elektrischer Bauteile abgefragt. Weiterhin musste man angezeigte Schaltzeichen richtig benennen. In einem Stromkreis mit unterschiedlichen Bauteilen mussten Spannung, Stromstärke, Widerstände errechnet werden. Zu beantworten war ebenfalls noch, ob ein verzweigter oder unverzweigter Stromkreis vorliegt. Und außerdem mussten physikalische Grundgleichungen zugeordnet bzw. ergänzt werden. In einigen Schaubildern war ein physikalischer oder elektrotechnischer Vorgang dargestellt, bei denen die richtige Schlussfolgerung zu ziehen war.
Der zweite Teil war dagegen eine Aneinanderreihung von 80-100 Fragen verschiedenster Aufgaben des Allgemeinwissens, die von Mathematik über Geographie bis hin zu geschichtlichem Wissen reichten. Bei allen Fragen bestanden Antwortmöglichkeiten. Hierfür standen 20min zur Verfügung. Es wurden z.B. unterschiedliche Länder dargestellt, die man anhand ihrer Umrisse benennen sollte. Weitere geographische Fragen beschäftigten sich mit der Einwohnerzahl von bestimmten Ländern oder auch Länderflaggen. Außerdem wurden bestimmte Sonderzeichen und (elektrotechnische) Abkürzungen/Schaltzeichen/Einheiten gezeigt, die richtig benannt werden mussten. Die geschichtlichen Fragen betrafen Deutschland und die Weltpolitik.
In einem dritten Schritt wurde ich zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Von vornherein bestand eine angenehme Stimmung, die sich auch in den Fragen und Reaktionen der Ausbildungsleiter widerspiegelte. Mir wurden zunächst alle anwesenden Personen und ihre Tätigkeiten vorgestellt. Danach wurde mir das weitere Vorgehen erläutert, womit sich bei mir die Anspannung legte.
Zuerst musste ich eine praktische Aufgabe lösen und vorher wieder einige technische und mathematische Aufgaben (kurze Umrechnungen, elektrotechnische Grundlagen) bearbeiten, die aber nicht über das Schulwissen hinausgehen. Die praktische Aufgabe bestand in dem richtigen Umgang mit einem Strommessgerät, das mir aus der Schule bekannt war. Zu berechnen waren Stromstärken und Widerstände, nachdem man erkannte, welcher Stromkreis vorliegt und wie das Messgerät angelegt werden muss. Aus den gemessenen Größen musste man dann das Gefragte errechnen, wobei diese Gleichungen für die jeweiligen Stromkreise vorgegeben waren. Ein Taschenrechner stand dafür zur Verfügung.
Anschließend wurde der Computertest ausgewertet und ich bekam die Möglichkeit, mich danach persönlich vorzustellen (Werdegang bis Schulabschluss). Anschließend wurde ich nach den Gründen für meinen Berufswunsch gefragt und was mich an diesem Beruf besonders interessiert. Bei dieser Gelegenheit habe ich über meine Motivation für den Beruf gesprochen. Nachdem die Fragen für den Berufswunsch und den persönlichen Neigungen beantwortet waren, kamen mehrere Fragen zu dem Unternehmen an sich und den Vorgängen und Funktionsweisen eines Braunkohlekraftwerkes. Zuletzt wurde mir die Möglichkeit gegeben, eigene Fragen zu stellen, um Unklarheiten zu beseitigen und mein Interesse zu zeigen. Als ich keine weiteren Fragen hatte, wurde ich gebeten für einen kurzen Augenblick nach draußen zu gehen, sodass sie sich beraten konnten. Zum Abschluss des Gesprächs hat man mir eine persönliche Einschätzung in Form eines kleinen Resümees gegeben und mich um eine Selbsteinschätzung gebeten.
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ISBN 978-3-941356-03-0
548 Seiten24,95 €
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