Ich wollte auf jeden Fall eine Ausbildung in einem größeren und international agierenden Unternehmen machen. Mir war demnach durchaus bewusst, dass die Einstellungsvoraussetzungen ziemlich hoch sein mussten. Einige Wochen nach dem Anschreiben erhielt ich die Einladung zu einem computergestützten Einstellungstest.
Ich habe mich vorab auf der Internetseite über die Inhalte schlau gemacht. Dort hat man auch die Möglichkeit, sich auf den Test vorzubereiten. Nach zwei bis drei Übungen fühlte ich mich relativ fit, da es sich eher um allgemeines Wissen und um persönliche Fragen handelte. Am Tag des Einstellungstests fand ich mich also zusammen mit circa 50 – 60 weiteren Personen in den Räumlichkeiten der RWE Power AG wieder. Für den Test war eine Dauer von 90 Minuten angesetzt. Der Raum ähnelte einem Informatikraum in der Schule, also viele Computer und ein Whiteboard. Wir wurden auf verschiedene Räume aufgeteilt und um circa 11:00 Uhr ging es dann auch los. Die Oberfläche des Tests war relativ simpel und so ergaben sich keine weiteren Fragen zum Ablauf.
Zunächst testete man unser Erinnerungsvermögen: Es wurden Wörter angezeigt und man musste sich diese merken und aufschreiben. Danach folgte ein Test des mathematischen Verständnisses mit einfachem Prozentrechnen, Dreisatz, Zinsrechnung (Jahreszinsen) und Schätzaufgaben (Multiplikation von Zahlen mit drei Nachkommastellen ohne Taschenrechner). Logische Zusammenhänge wurden anhand von Zahlen- und Symbolfolgen abgefragt. Hier galt es, eine passende bzw. sinnvolle Zahlen / Symbole einzufügen. Beim Allgemeinwissen waren dann vor allem Politik- und EU Kunde gefragt sowie Wissen rund um die 16 Bundesländer, das Wahlsystem, die Bundespräsidenten und Bundeskanzler.
Danach folgte die Probe des Textverständnisses: Es erschien Fallbeispiele, die man beliebig oft lesen konnte, z.B. über die Umstellung auf eine EDV-unterstütze Verwaltung. Hier wurden u.a. Schwierigkeiten sowie Vor- und Nachteile dieser Umstellung thematisiert. Schließlich prüfte man das Textverständnis durch Fragen mit Textbezug. Anschließende wurde die Konzentration abgefragt: Auf einem Bildschirm verschoben sich einige Elemente relativ schnell durch das Bild, z.B. bunte Kreise, wobei man unter Zeitdruck Kreise einer bestimmten Farbe klicken sollte.
Zuletzt nahm man eine Abfrage der Persönlichkeit vor: „Was würdest du in dieser Situation tun?“. In dem Persönlichkeitstest sollten Aussagen gewichtet werden. Es gab einen Balken, der sowohl ins Positive als auch ins Negative ging. Bei hoher Priorität sollte man den Balken per Mausklick in den positiven Bereich schieben, bei keiner Priorität ins Negative. Beispiel: Ein Arbeitskollege hat am Nachmittag einen wichtigen Termin und kann eine Aufgabe nicht zu Ende führen. Wären Sie bereit, dem Arbeitskollegen zu helfen und in diesem Fall länger als üblich zu arbeiten? - JA oder NEIN.
Längere Zeit später erhielt ich eine weitere Einladung zum Assessment Center. Die Stimmung war wesentlich lockerer als bei den Einstellungstests. Ich erkannte einige Gesichter wieder und so kam man recht schnell ins Gespräch. Wir wurden in einen größeren Raum gebracht und die Gruppe bestand aus circa. 12-15 Personen. Der Leiter des Assessment Center hieß uns herzlich Willkommen und führte uns zunächst eine kurze PowerPoint Präsentation über die RWE Power AG vor. Dort wurden unter anderem wichtige Zahlen und Daten, aktuelle Projekte und Problematiken thematisiert.
Anschließend wurden drei Gruppen gebildet und jede Gruppe musste eine bestimmte Fallsituation bearbeiten. Die Atmosphäre war recht locker und die Verantwortlichen Mitarbeiter des Assessment Center liefen die einzelnen Gruppen ab und unterhielten sich vereinzelt mit uns. Wir arbeiteten an einem Plakat und sollten eine Lösung für die Verwendung einer stillgelegten Braunkohleanlage vorstellen. Jeder von uns übernahm einen gleich großen Sprachanteil und schließlich stellten wir unser Plakat vor den anderen Gruppen vor. Danach analysierten wir die Lösungsansätze. Zur Mittagszeit wurden uns belegte Brötchen serviert.
Anschließend ging es weiter mit einem Rollenspiel. Wir simulierten eine Podiumsdiskussion in der Gruppe und jeder Teilnehmer hatte seine eigene Rolle (Bundeskanzler, Energieminister, Umweltminister etc.). Diese Übung lief für mich am besten, da ich recht starke Argumente hatte und man relativ selbstständig arbeiten konnte. Nach circa 30 Minuten verließen die „Prüfer“ den Raum und schließlich mussten wir einzeln unsere Eindrücke des Tages vor den Prüfern wiedergeben. Zwei Tage später kam die Einladung zum persönlichen Gespräch.
Ich freute mich sehr und bereitete mich nach den ganzen Tests natürlich umso mehr auf dieses letzte Vorstellungsgespräch vor. Ich wurde von dem Leiter des Assessment Center in Empfang genommen und betrat mit Ihm einen Besprechungsraum, in dem bereits zwei personalverantwortliche Mitarbeiter saßen. Das Gespräch dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde, da noch ziemlich viel erzählt wurde und mir meine Ergebnisse anhand einiger Papierausdrucke vorgestellt wurden. Man begann mit Fragen zu meiner Person und schließlich zu meinem Werdegang. Dann wurde ich gefragt, wieso ich mich gerade für RWE entschieden habe und wo ich mich in 10 Jahren sähe. Dann kamen noch Belastungsfragen auf wie „Können Sie sich vorstellen, im Ausland zu arbeiten?“ oder „Würden Sie sich für ein berufsbegleitendes Studium interessieren?“.
Zu-und Absagen erfolgten direkt nach dem Gespräch.
Kaufmann / Kauffrau für Büromanagement |
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