Ich bin ein Mensch, der gerne in geregelten und soliden Verhältnissen lebt und arbeitet. Weil genau das meiner Meinung nach in der Privatwirtschaft immer schwieriger wird, habe ich mich für einen der größten Arbeitgeber Deutschlands entschieden: den öffentlichen Dienst. Dass man sich bei der Landesverwaltung meines norddeutschen Bundeslandes bewerben konnte, habe ich durch eine Zeitungsanzeige erfahren. Gesucht wurden Beamte im mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienst. Über den Arbeitgeber und alle berufsrelevanten Themen konnten sich die Bewerber auf der Homepage der Landesverwaltung informieren. Außerdem stand es ihnen offen, die Ausbildungsabteilung anzurufen – das habe ich gemacht. Schon beim Telefonat waren die Mitarbeiter sehr aufgeschlossen und freundlich. Nach meiner schriftlichen Bewerbung dauerte es nicht lange, bis ich die Einladung zum Einstellungstest in den Händen hielt.
Der Prüfungstag fing bei mir ausgeschlafen und mit einem guten Frühstück an. Für die Anreise zum Prüfungsort habe ich genügend zeitlichen Puffer eingeplant, sodass ich 90 Minuten vor dem Beginn der Prüfung dort war. Außer mir waren noch ungefähr 35 andere Bewerber anwesend. Ein Prüfer von einem externen Unternehmen begrüßte uns kurz und erklärte den Testablauf. Jeder Bewerber erhielt eine Prüfungsmappe, die in mehrere Abschnitte unterteilt war. Die Abschnitte mussten wir nach und nach beantworten, nachdem der Prüfer eine Beispielaufgabe erläutert hatte. Hin-und-her-Blättern war verboten. Eine Gemeinheit war eingebaut: Man wusste nicht, wie viel Zeit man zur Bearbeitung der Abschnitte hatte! Das sollte einen aber nicht aus der Ruhe bringen. Mein Tipp: Achtet darauf, alles sorgfältig und konzentriert zu bearbeiten. Denn es bringt wenig, wenn man schnell arbeitet, aber nur wenige Aufgaben korrekt löst. Der Einstellungstest war im Übrigen so konzipiert, dass wir schnell unter Zeitdruck gerieten. Für die Testbearbeitung standen 3,5 Stunden zur Verfügung. Zwischendrin durften wir eine kurze Pause machen.
In einer eng bedruckten Tabelle standen viele Zahlen. Die Aufgabe lautete: „Kreisen Sie alle Zahlen ein, die zwischen 1 und 2.800 liegen.“
Beim Bereich Sprachbeherrschung wurde geschaut, wie sicher ich bei der korrekten Schreibung von Wörtern bin.
Der überwiegende Anteil der Fragen zum Allgemeinwissen stammte aus den Bereichen Politik und Interkulturelles Wissen.
Uns wurde ein Text vorgelesen. Anschließend beantworteten wir auf einem Bogen inhaltliche Fragen.
Meine mathematischen Fähigkeiten wurden durch Text- und Schätzaufgaben überprüft, die ich ohne Taschenrechner lösen musste. Anfangs kamen die leichten Fragen dran, zum Ende hin die schwereren.
Bei den sogenannten Sprachanalogien wird ein Wortpaar vorgegeben. Ein zweites Wortpaar, von dem das erste Wort bereits bekannt ist, muss nun die gleiche Beziehung wie das erste Paar aufweisen. Welches Wort muss man einsetzen? Zum Beispiel: „Arzt verhält sich zu Diagnose wie Richter zu ...?“ Hier ist „Urteil“ die korrekte Antwort. Außerdem kamen Zahlenmatrizen dran.
Die abschließende Aufgabe im Einstellungstest bestand aus zwei Arbeitsproben, die vom Prinzip her ähnlich waren: Aus einer Vielzahl von Datentabellen musste man die Werte korrekt auswählen, die zur Bearbeitung der Aufgabe gebraucht wurden. Bei der ersten Arbeitsprobe musste man Versandgebühren ermitteln, die zweite drehte sich um die Berechnung von Reisekosten.
Einige Zeit nach meinem Einstellungstest kam die ersehnte Einladung zum Vorstellungsgespräch und zum Gruppengespräch bei mir an. Am Prüfungstag fand ich mich in einem Raum ein, in dem 20 Mitbewerber auf die Begrüßung des Auswahlgremiums warteten. Nach der Begrüßung kontrollierten die Prüfer unsere Anwesenheit und teilten uns in Fünfergruppen auf. Jede Gruppe wurde nun eigenständig von einer Prüfungskommission durch das Auswahlverfahren geführt. Die anderen 15 Bewerber sah man nicht mehr wieder.
Zuerst bat man uns zum Vorstellungsgespräch, das fand in einem kleinen Raum statt. Die Sitzordnung war ähnlich aufgebaut wie bei einer Castingshow: Die Kommission – bestehend aus einer Psychologin, einem Ausbilder und einem Vertreter der Landesbehörde – saß an einem langen Tisch. Ihnen gegenüber musste ich an einem kleinen Tisch Platz nehmen. Ich stellte mich zunächst vor. Anschließend fragten die Prüfer mich sehr detaillierte und umfangreiche Fragen zum Aufbau und zu den Zuständigkeiten der Landesverwaltung. Außerdem wurde meine Motivation, genau in dieser Landesverwaltung zu arbeiten, genau durchleuchtet. An einigen Stellen haben mich die Prüfer durch Zwischenbemerkungen verunsichert. So hat ein Prüfer beispielsweise eingeworfen: „So richtig kann ich immer noch nicht nachvollziehen, warum Sie gerade diesen Beruf ausüben möchten.“ Als die Psychologin mich etwas fragte, hat sie sofort ein „Also ich könnte es auch nicht sagen.“ hinterher geschoben – dabei hatte ich noch gar nicht geantwortet! Das fand ich etwas gemein. Nett und höflich sind sie trotzdem geblieben und haben auch mal gelächelt. Nach 20 Minuten war das Gespräch zu Ende.
Beim Gruppengespräch musste unsere Fünfergruppe zu verschiedenen Themen eine Diskussion starten, unter anderem zu Internetsicherheit, Politik und Bildung. Zu jedem Thema wurde ein Bewerber bestimmt, der das Gespräch leitete. Ein zweiter präsentierte dem Gremium jeweils die Zusammenfassung. Beim Gruppengespräch kam es vor allem darauf an, gute Argumente zu bringen, neue Ideen einzuwerfen und höflich und aufmerksam zu seinen Mitbewerbern zu sein.
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