Moin zusammen, ich möchte euch einen Einblick in das Einstellungsauswahlverfahren zum Notfallsanitäter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) geben. Die Einstellungsauswahlverfahren sind immer unterschiedlich und von Ort zu Ort verschieden. Dennoch möchte ich euch mit diesem Erfahrungsbericht helfen einen groben Überblick zu verschaffen, wie das Ganze aussehen kann. Das Auswahlverfahren bestand bei mir aus einem sportlichen Teil, mehreren schriftlichen Teilen, einem Vorstellungsgespräch und einem Assessment Center mit Gruppenübung.
Die jeweiligen Hürden sind variierbar – das heißt, dass man mit dem schriftlichen oder mit dem sportlichen Test zuerst beginnt. Ich hatte großes Glück und durfte mit dem sportlichen Teil anfangen.
Meine Bewerbergruppe und ich mussten zu einer Sporthalle, wo sich das DRK einquartiert hatte. Wir wurden zuerst von den Prüfern herzlich begrüßt und über den Verlauf aufgeklärt. Der sportliche Teil bestand aus einem Parcours (Ausdauer und Kraft), einer Gleichgewichtsübung (Geschicklichkeit) und einem Durchhaltetraining (Durchhaltevermögen und Kraftkoordination). Alle Durchläufe, die man tätigt, werden zeitlich festgehalten. Es liegt in deiner Verantwortung, deine Zeit, Kraft und Ausdauer selbst so zu koordinieren, dass du den ganzen Ablauf schaffst. Die Prüfer legten uns Folgendes ans Herz: „Zügig, aber ordentlich!“.
Der Parcours bestand aus drei Bänken, über die man 8x springen musste, das heißt 4x hin und zurück. Wenn dies geschafft war, musste man 4x über einen Bock springen und durch einen hindurchkriechen. Das Ganze ist bis hierhin sehr kräfteraubend, man sollte sich sportlich vorbereiten, indem man regelmäßig Laufen geht. Danach galt es, sich an zwei Stangen zu hängen und mit wenig Schwung über die Stangen (rechts oder links) rüber zu kommen – dies musste 6x gemacht werden. Zuletzt im Parcours warteten 20 Situps.
Nach einer kurzen Pause ging es mit der Gleichgewichtsübung weiter. Hier ist es wichtig, sich selbst körperlich so zu koordinieren, dass man es schafft, das Ziel mit Aufgabenerfüllung zu schaffen ohne dabei Fehler zu machen oder runterzufallen. Es war Aufgabe gewesen, auf einer Bank in einem halben Meter Höhe zu balancieren, dabei einen Rettungsrucksack aufzuziehen, der eine O2-Flasche enthielt und dann zu einem Medizinball zu gelangen. Dort angekommen, musste man den Medizinball aufheben und sicher (ohne runterzufallen) zurücklaufen. Der Rucksack musste dann ausgezogen und der Medizinball sicher abgelegt werden. Das hört sich einfach an, ist jedoch sehr schwierig auf der Unterseite einer Bank zu balancieren und sich dabei zu konzentrieren.
Auf kurzes Durchschnaufen folgte die letzte Übung: das Durchhaltetraining. Es wurden vier Matten hingelegt, auf jeder musste 1 Minute lang eine bestimmte Übung erfolgen, ohne diese zu unterbrechen. Wir als Gruppe mussten im Stand rennen, Liegestütze, Brücke und Hüftschwingen vorzeigen. Jede Aufgabe lief genau eine Minute, ob schnell oder langsam liegt bei dir – wichtig ist, dass du nicht unterbrichst. Wenn man im Stand gerannt ist, musste man eine Matte weiter zu den Liegestützen. Am Ende mussten alle Stationen durchlaufen sein.
Es gab zwei schriftliche Teile, in der viel Allgemeines abgefragt wurde. Klassische Matheaufgaben mussten ohne Taschenrechner mit Hilfe eines Schmierblatts gelöst werden – es kamen alle gängigen Aufgaben dran, die auch in der Schule (Kl. 9 bis 10) drankamen und dazu noch Deutsch, Politik und Wirtschaft sowie Biologie. Auf den schriftlichen Teil kann man sich vorbereiten, indem man noch mal alle Rechenarten und Rechenwege durchgeht und sich etwas Routine angewöhnt. Wichtig ist, dass ihr im Bereich Politik und Wirtschaft merkt, wer momentan Kanzler ist, wie viele Minister es gibt und wer im Verteidigungsfall das Oberkommando der Streitkräfte hat – es betrifft einiges an Allgemeinwissen in diesem Themenbereich. Fragen im Bereich Biologie lauteten unter anderem: „Was ist der Unterschied zwischen Arterien und Venen?“ oder „Wie heißt die äußerste Schicht einer Zelle?“.
Deutsch ist sehr typisch wie in allen Einstellungstests aufgebaut… dabei geht es meist drum, wie ein Wort richtig geschrieben wird. Fast zum Schluss musste man einen 1-2 Seiten langen Text schreiben, warum man Notfallsanitäter werden will und was man sich darunter vorstellt. Zuletzt hatte man die Aufgabe, sich 5 Minuten lang einen Steckbrief einer Person einzuprägen und dazu dann auf einem anderen Blatt Fragen zu beantworten.
Das Vorstellungsgespräch ist kein Einzelgespräch, wie man es aus den meisten Unternehmen kennt, sondern ein Gruppengespräch. Die Bewerber und das Komitee saßen alle in einem Raum. Wir mussten uns vor versammelter Mannschaft vorstellen und mit unserer Persönlichkeit überzeugen. Da es sehr locker und relativ familiär zuging, hatten wir viel zu lachen.
Die Gruppenübung bestand aus der Aufgabe, gemeinsam ein Problem zu lösen. Dieses kann gedanklichen und körperlichen Einsatz fordern. Die Gruppenmitglieder hatten ein Seil in der Hand, wodurch alle in der Mitte verbunden waren. Wir mussten in der Mitte einen schmalen Holzklopf balancieren und vorsichtig zu Boden kriegen, ohne diesen fallen zu lassen oder das Seil loszulassen.
Notfallsanitäter / Notfallsanitäterin |
|
› Einstellungstest | |
› Testtraining & Ratgeber | |
Für alle Arten von Einstellungstests, Eignungstests und Berufseignungstests
ISBN 978-3-941356-03-0
548 Seiten24,95 €
Ihre Erfahrung ist Geld wert! Das Vorstellungsgespräch ist geführt? Der Einstellungstest bestanden? Dann verraten Sie uns Ihre Prüfungserfahrungen – und wir füllen Ihr Sparschwein. mehr...