Meine Bewerbung für das Duale BA-Studium Public Administration bei der Universität Gießen habe ich einen Tag vor Unterlagenschluss persönlich eingereicht. Noch am selben Tag habe ich eine Bestätigungs-E-Mail erhalten. Für mich sehr ungewohnt war das Procedere, mich postalisch zu bewerben. Direkt in der Stellenanzeige wird der Bewerber darauf hingewiesen, dass die Bewerbungsunterlagen aus Zeitgründen nicht zurückgesendet werden.
Dreieinhalb Wochen später habe ich eine Einladung zu einem schriftlichen Eignungstest bekommen, der direkt fünf Tage darauf stattfinden sollte. Bei Verhinderung hätten die zwei Folgetage als Ausweichtermine ebenfalls zur Verfügung gestanden. Im Vergleich zu anderen Tests und Assessment-Centern recht antiquiert und umständlich, da auch hier keine digitale Ausrichtung vorhanden ist und alles zu Papier gebracht wird.
Leider wurde ich in der Einladung zum Test nicht über die Dauer unterrichtet und auch nicht über die Tatsache aufgeklärt, dass die Gespräche noch am selben Tag stattfinden sollten. Es war somit unklar, dass man sich gegebenenfalls den ganzen Tag freihalten musste. Heftig finde ich, dass die Stellenanzeige sich an Inspektoranwärter gerichtet hat und ich im Nachgang erfahren habe, dass die wenigsten nach dem dualen Studium auch als Beamte übernommen werden. In Bezug auf meine Person war das ein elementarer Antrieb, mich zu bewerben und ich hätte mir mit dieser Vorabinfo den gesamten Prozess sparen können.
Am Prüfungstag haben sich vor Ort etwa 40 weitere Bewerber eingefunden, es wurde explizit um eine frühzeitige Ankunft gebeten, was die meisten auch eingehalten haben. Bezüglich der neuen DSGVO war es etwas gewöhnungsbedürftig, dass alle Bewerber ihren Ausweis offen vor sich auf den Platz zu legen hatten. Alles lief sehr strukturiert und organisiert ab: Vorgegebene Plätze, zugewiesene Nummern, einzuhaltende Reihenfolge der abzugebenden Blätter etc.
Im Vorfeld haben die zwei Prüfer einen groben Überblick über den weiteren Verlauf gegeben, der Gesamtzeitraum betrug ca. vier Stunden mit einer kurzen Pause. Aufgrund der zeitlichen Vorgaben der einzelnen Prüfungsbausteine war eine zwischengeschobene Pause nicht möglich, ohne sich einen Nachteil zu generieren. Es wurde strengstens darauf geachtet, dass alle gleichzeitig die Aufgaben zu Gesicht bekamen und exakt gleichviel Zeit zur Beantwortung hatten. Freundlicherweise haben wir vorher bereits den Hinweis erhalten, dass diese Tests generell so konzipiert sind, dass sie zeitlich generell nicht zu schaffen sind. Dies dient dem Druckaufbau, um Arbeitsverhalten unter stressigen Voraussetzungen zu testen. Dementsprechend sollten sich Bewerber gründlich und ohne Hast vorarbeiten, um Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden, denn falsche Antworten führen zu Punktabzug! (Anmerkung der Redaktion: Falsche Antworten werden in den meisten Auswahltests nicht mit Punktabzug bestraft, in diesem Fall aber schon.)
Folgende Themen wurden im Eignungstest bearbeitet:
Zu einem vorgegebenen Wort ist aus fünf anderen Worten das sinnähnlichste herauszufinden. Bereits hier wurde u. a. Allgemeinwissen abgefragt, da durchaus auch Fremdwörter darin vorkamen. Außerdem waren Sätze auf Rechtschreibfehler zu prüfen. Andere Sätze mussten kurzen Texten zugeordnet werden, weil sie eine relevante Information aus dem jeweiligen Text enthielten.
Es waren Grundrechenaufgaben und Textaufgaben zu lösen (Prozentrechnen, Dreisatz, Grundrechenaufgaben)
Eine vorgegebene Reihe von Zahlen musste nach dem zu erkennenden Schema fortgesetzt werden.
Hier waren Faltvorlagen vorgegeben, die dem richtigen Körper zugeordnet werden mussten. Außerdem mussten Matrices mit geometrischen Figuren sinnvoll ergänzt werden.
Aus einer Reihe von Buchstaben mussten besonders gekennzeichnete Buchstaben herausgesucht werden. Außerdem war eine Postkorb-Aufgabe zu lösen. Hier musste ein E-Mail-Posteingang nach verschiedenen Kriterien bearbeitet werden (seltsamerweise auf Papier).
Es wurden Fragen zum Thema IT gestellt, die angeblich heute zum Allgemeinwissen gehören sollten. Obwohl ich schon lange beruflich viel im digitalen Bereich arbeite, habe ich viele Antworten nicht gewusst. Zudem kamen Fragen aus Gesellschafts- und Sozialkunde dran, insbesondere zur hessischen Organisationsstruktur.
Im Anschluss an den Testteil sollten wir alle ein Motivationsschreiben verfassen. Vorgabe war, möglichst mit einer handschriftlichen DIN-A4-Seite auszukommen. Eine zeitliche Vorgabe gab es nicht.
Anschließend gab es eine 1,5-stündige Mittagspause, nach der sich alle Bewerber wieder versammeln sollten. Dort wurde dann mitgeteilt, wer zu den Gesprächen bleiben durfte, die bereits am selben Nachmittag stattfanden. Schade war, dass niemand das Ergebnis seines Tests erfahren hat. Insbesondere, weil noch betont worden ist, dass sich die Kriterien für die Gesprächsrunde aus Testergebnis und Motivationsschreiben sowie möglichen Alternativen für den Bewerber zusammensetzen. Demnach waren die Personen, die nicht zu den Gesprächen eingeladen wurden, leider im Unklaren, aus welchen Gründen sie nicht weiterkamen.
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