Ich hatte mich für den Bachelor-Studiengang „Public Management“ in Hamburg beworben, als eine von 1.000 BewerberInnen für 50 freie Plätze. Am Prüfungstag ging es dann gemeinsam mit 17,18 anderen Kandidaten zum Einstellungstest. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen, auch ein paar Diplom-Finanzwirt-Kandidaten waren dabei.
Der Test begann mit einem Diktat mit vielen Fremdwörtern. Der Prüfer hat den Text Satz für Satz vorgelesen und einzelne Sätze noch einmal wiederholt, wenn man wollte. Aber alles lief sehr zügig ab, sodass man sich mit dem Schreiben beeilen musste, um dranzubleiben. Weiter ging's mit Aufgaben zur Wortfindung. Die funktionieren so: Vorgegeben werden zum Beispiel vier Buchstaben. Nun soll man möglichst viele Sätze bilden, wobei jedes Wort mit einem der vier Buchstaben anfangen muss. Kein Anfangsbuchstabe darf pro Satz öfter als ein Mal vorkommen. Außerdem müssen die Sätze sinnvoll, grammatikalisch richtig und eigenständig sein – man darf also nicht einfach einen Satz nehmen und ihn jedes Mal nur ein bisschen ändern. Vom Wissensteil weiß ich noch, dass viel Wert auf die interkulturelle Kompetenz gelegt wurde (z. B. „Was ist eine Burka?“).
In Mathe kamen die klassischen Aufgaben dran, also Bruchrechnen, Rechenzeichen ergänzen, Teilen, Malnehmen usw. Ein paar Funktionen waren auch dabei, und ein paar Schaubilder: Wir bekamen 2-3 Diagramme, unter anderem zur Geburtenrate, und mussten entscheiden, welche Aussagen dazu richtig oder falsch sind. Für die Schaubild-Aufgaben hatte man insgesamt ca. 15 Minuten Zeit. Hört sich nicht schwer an, war es aber, weil man sehr viel überlegen musste. Die Mathe-Aufgaben haben sich in der Intensität gesteigert.
Was im Logikteil drankam, weiß ich nicht mehr so genau. Bei einer Aufgabe mussten wir sagen, welche Figur in eine vorgegebene Figurenreihe passt. Das war machbar. Außerdem waren Zahlenreihen dabei und ein paar Verhältnisaufgaben – nach dem Motto: „‚Gefühl' verhält sich zu ‚ahnen' wie ‚Information' zu ?“. Außerdem musste man Schlussfolgerungen aus merkwürdigen Aussagen („Alle Bücher sind Tische“) ziehen. An andere Logikaufgaben kann ich mich nicht erinnern.
Im nächsten Abschnitt zu Konzentration und Aufmerksamkeit war ich nicht besonders gut. Zum Auftakt hieß es, Zahlen der Reihe nach so schnell wie möglich mit Strichen zu verbinden. Zuerst durften wir das Ganze mit Zahlen von 1 bis 20 üben. In der richtigen Aufgabe kamen dann die Zahlen 1 bis 70 vor, und zum Verbinden hatten wir nur 20 Sekunden Zeit. Die Kandidatin hinter mir meinte, sie wäre bis zur „60“ gekommen – für mich war nach der „40“ Schluss. Extrem hohen Zeitdruck hatten wir auch beim p/q/b-Test: Dabei musste man Reihe für Reihe durchgehen und den gesuchten Buchstaben ankreuzen. Insgesamt waren es etwa 20 Reihen, die man in ungefähr 5 Minuten schaffen musste. Schließlich wurde das Erinnerungsvermögen anhand einer Adressliste getestet, auf der Namen, Telefonnummern und Anschriften standen. Nach dem Einprägen mussten wir die Angaben auf der nächsten Seite wiedergeben. Die Liste war zwar nur 6-7 Zeilen lang, aber man wusste nicht, in welcher Reihenfolge die Informationen abgefragt werden.
Für jede Aufgabe im Einstellungstest gab es feste Zeitvorgaben. Die insgesamt vier Stunden Testdauer kamen einem viel kürzer vor. Die Prüfer meinten, dass wir unsere Ergebnisse in 2-3 Wochen erhalten würden, aber ich hatte das Schreiben schon weniger als zwei Wochen später in der Post. So blieben mir noch vier Wochen zur Vorbereitung auf den nächsten Termin.
Im Einladungsschreiben stand, dass für die persönliche Einzelvorstellung zwei Vorträge von jeweils 5 Minuten Länge vorzubereiten sind. Im ersten Referat sollte man seine Persönlichkeit vorstellen: also Werdegang, Stärken/Schwächen, Vorbilder usw. Im zweiten Vortrag ging es darum, die Berufsmotivation zu erklären. Dazu waren im Einladungsschreiben bestimmte Stichpunkte vorgegeben: unter anderem Allgemeine Verwaltung, Bürgerschaft/Senat, Abgrenzung des öffentlichen Dienstes von der Privatwirtschaft. Das fand ich sehr schwierig, weil mir nicht klar war, was das mit der Berufsmotivation zu tun haben soll. Ich habe einfach herunter gerattert, was z. B. die Bürgerschaft ist und welche Aufgaben sie hat.
Als ich fertig war, haben sie mich gefragt, welche kulturellen Erfahrungen ich gesammelt hätte (zum Beispiel im Ausland) und wie ich meine Kenntnisse im Beruf einbringen will. Danach stellten sie sehr spezielle Fragen zum Arbeitgeber Hamburg. Dafür reicht es nicht, nur die Anzahl der Bezirksämter zu kennen, sondern man muss auch wissen, welche Behörden es gibt und wo man dort arbeiten kann. Außerdem haben Sie gefragt, wie viele Senatoren Hamburg hat und ob ich mit den Begriffen „Eingriffsverwaltung“ und „Leistungsverwaltung“ etwas anfangen kann. Man sollte auf jeden Fall gut vorbereitet sein! Die Prüfer fragen nicht nur das Wissen ab: Sie wollen auch sehen, wie man reagiert und legen Wert darauf, dass man sich gut ausdrücken kann.
Anschließend folgte, wie im Einladungsschreiben angegeben, ein „Interkulturelles Fallbeispiel“. Dafür bekam ich einen Zettel mit einer Situationsbeschreibung: In meinem Fall ging es um einen Mitarbeiter der Verwaltung, der sich mit zwei Kunden auf Russisch unterhalten hat, worüber sich zwei andere Mitarbeiter beim Vorgesetzten beschwert haben. Dazu sollte ich dann Stellung nehmen. Ich habe zuerst die verschiedenen Standpunkte erklärt und dann mein Fazit gezogen: Meiner Meinung nach war es nicht nötig, den Vorgesetzten zu informieren.
Das Fallbeispiel ist eigentlich relativ einfach – wenn man weiß, worauf es ankommt!
Nach einer viel zu kurzen Pause (20 Minuten) wartete die Diskussionsrunde. Erst haben sich die Prüfer vorgestellt, dann wir, danach wurde uns das Diskussionsthema genannt: demographischer Wandel / Geburtenrückgang. Wir hatten 30 Minuten Zeit, uns abzusprechen, um dann innerhalb von 10 Minuten unsere Ergebnisse zu präsentieren. Diese Rolle habe ich mir mit einer anderen Kandidatin geteilt: Erst hat sie drei Lösungsvorschläge vorgestellt, dann ich. Den wichtigsten Punkt (Kitaplätze ausbauen) haben wir zuerst genannt. Weil unsere Gruppe relativ klein war, kam in der Diskussion keine richtige Konkurrenz-Situation auf – theoretisch hätte jeder von uns bestehen können. Durch eine Freundin kenne ich übrigens auch den Unterschied zur Gruppendiskussion im mittleren Dienst / Laufbahngruppe 1: Im mittleren Dienst musste man nur diskutieren, aber keine Lösungsvorschläge präsentieren.
Im letzten Prüfungsteil sollten wir ein 10-Minuten-Referat zu einem selbst gewählten gesellschaftlichen Thema halten. Da auch das im Einladungsschreiben angekündigt wurde, hatte man super viel Zeit zur Vorbereitung. Ich habe das Referat aufgebaut wie eine Erörterung: Am Anfang habe ich kurz erklärt, welches Thema ich mir ausgesucht habe und warum es relevant ist. Anschließend habe ich die einzelnen Positionen beschrieben und am Ende meine eigene Haltung erläutert.
Nach dem Kurzvortrag haben sich die Prüfer beraten, gleich darauf gab es das Feedback. Als sie mich gefragt haben, wie ich mich selbst einschätzen würde, habe ich gesagt, dass ich gut klargekommen wäre – abgesehen von den Detailfragen zur Verwaltung in Hamburg. Das fanden Sie auch. Dann hat der eine Prüfer gemeint, dass er heute schon genug geredet hätte und es deswegen kurz machen wollte. Das mache ich jetzt auch: Ich habe den Job!
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