Hallo an alle Berufsinteressenten! Schon seit einiger Zeit steht für mich fest, dass ich meine berufliche Zukunft bei einem sehr vielversprechenden und vor allem sicheren Arbeitgeber verbringen möchte: dem Staat. Um herauszufinden, welche Behörden Ausbildungsplätze anbieten, habe ich mich in einem Stellenportal des öffentlichen Dienstes auf die Suche begeben. Dort schreiben nicht nur bekannte große Behörden Ausbildungsstellen aus, sondern auch kleinere Institutionen wie Kommunen, Stadt- und Kreisverwaltungen. Und genau für diese Verwaltungsebene habe ich mich schließlich entschieden, genauer gesagt: für eine Stadtverwaltung in Norddeutschland.
Kurz zu meiner Person: Ich komme aus Norddeutschland, bin 20 Jahre alt und habe im vergangenen Jahr meine Schullaufbahn mit dem Abitur beendet. Das berechtigt mich eigentlich für eine Laufbahn im gehobenen Beamtendienst. Doch auch die zweijährige Ausbildung im mittleren Dienst – oder wie es heute bei uns heißt: Laufbahngruppe 1, 2. Einstiegsamt – ist für mich attraktiv und noch dazu erheblich leichter zu erreichen. Die ausgeschriebene Stelle trägt die Bezeichnung Stadtsekretäranwärter. Während der Ausbildung ist man Beamtenanwärter mit entsprechenden Bezügen, danach ist man ein vollwertiger Stadtsekretär.
Die Stellenausschreibung für die Ausbildung als Stadtsekretäranwärter enthielt jede Menge Informationen. Dazu gehörten Angaben zum Ablauf der Ausbildung, zu den allgemeinen Voraussetzungen für Beamte (Gesundheit, Staatsangehörigkeit, Führungszeugnis …) und zu den spezifischen Anforderungen der Ausbildung (mittlere Reife, Zeugnisdurchschnitt, Teamfähigkeit, Auffassungsgabe). Außerdem wurde erwähnt, welche Dokumente die Bewerbung enthalten sollte (Lebenslauf, Anschreiben, Zeugnisse) und auf welchem Weg man sie an wen schicken sollte. Und natürlich auch, bis wann das zu geschehen hat. Daran habe ich mich genau gehalten.
Ungefähr 1,5 Monate nach Ablauf der Bewerbungsfrist erhielt ich eine Einladung zu einem schriftlichen Einstellungstest.
Zu meiner Überraschung entpuppte sich der schriftliche Einstellungstest als Online-Test, den ich entspannt von zu Hause aus bearbeiten konnte. Der Test bestand aus 6 Modulen, die Bearbeitungszeit betrug insgesamt etwa 70 Minuten. Ein großer Vorteil war, dass man 12 Tage Zeit hatte, den Online-Test zu bearbeiten. Außerdem konnte man sich frei einteilen, wann man welchen Teil des Tests bearbeitete. Nur innerhalb eines Moduls waren keine Unterbrechungen möglich. Ich habe mir immer dann ein Modul vorgenommen, wenn ich gerade Zeit hatte und in guter Verfassung war.
Nun zum Testinhalt. Wie gesagt bestand der Online-Test aus 6 Modulen, also 6 unterschiedlichen Abschnitten. Jeder Abschnitt wurde durch eine Erklärung und 2 Beispiele eingeleitet.
Ein Abschnitt nannte sich „berufliche Kompetenzen“. Hier musste man Fragen zur Teamfähigkeit, zur Arbeitseinstellung und zu sozialen Kompetenzen per Ankreuzen beantworten. Das Ziel der Prüfer war es, persönliche Eigenschaften zu ermitteln, ein eindeutiges „richtig“ oder „falsch“ gab es nicht. Der Zeitaufwand betrug ca. 8–10 Minuten.
Weiter ging es mit Deutschkenntnissen. Dieser Bereich war in 3 Kategorien eingeteilt: Sprachbeherrschung, Wortschatz, Rechtschreibung. Im Bereich Sprachbeherrschung ging es darum, zu einem jeweils vorgegebenen Wort aus einer Liste aus 4 Wörtern dasjenige mit einer ähnlichen Bedeutung herauszusuchen. Im Bereich Wortschatz wurden Begriffe definiert, und man musste jedes Mal in einer Aufzählung von 4 Wörtern den gerade definierten Begriff markieren. Im Bereich Rechtschreibung wurden 4 verschiedene Schreibweisen eines Wortes gezeigt, wobei es die richtige herauszufinden galt. Wieder war reines Ankreuzen gefragt. Pro Abschnitt brauchte ich etwa 4 Minuten, also insgesamt rund 12 Minuten.
Im nächsten Bereich ging darum, Regeln zu erkennen. Dazu wurden immer 4 mit Mustern gefüllte Objekte gezeigt. Die Muster variierten zwar in der Form, waren jedoch nach demselben Schema aufgebaut, nur in einem der Objekte nicht. Das musste ich ankreuzen. Die Zeitvorgabe lag bei ca. 8 Minuten.
Der folgende Prüfungsteil hieß „Instruktionsverständnis“. Ich erhielt kurze, einfache Texte mit je 4 Aussagen dazu – die zutreffende war anzukreuzen (Zeitaufwand ca. 10 Minuten).
Anschließend wartete die Kategorie „Logik“. Hier erschienen nacheinander mehrere mit Symbolen gefüllte Gitter. In jedem Gitter stand anstelle eines Symbols ein Fragezeichen, das logisch nach einer ersichtlichen Regel durch das richtige Symbol ersetzt werden sollte. Dafür standen 4 Möglichkeiten zur Auswahl (Bearbeitungszeit ca. 10 Minuten).
Das letzte Modul dauerte ebenfalls 10 Minuten und drehte sich um die Rechenfähigkeit. Die Aufgabe lautete, in lückenhaften Gleichungen Zahlen von 1 bis 9 so einzusetzen, dass die Gleichungen stimmten. Pro Gleichung durfte jede Zahl nur einmal genutzt werden. Zeitaufwand wieder ca. 10 Minuten.
Immer wenn man ein Modul beendet hatte, konnte man sich direkt die Auswertung des jeweiligen Abschnitts anzeigen lassen. Man erfuhr unter anderem, wie schnell und wie genau man gearbeitet hatte und in welchem Verhältnis die eigene Leistung zu derjenigen einer Normgruppe stand. Darüber hinaus bekam man Tipps, was man tun kann, um sich im betreffenden Bereich zu verbessern: in Deutsch zum Beispiel durch das Lesen einer Tageszeitung.
Allgemein, muss ich sagen, war der Test nicht besonders aufwendig. Es wurden Grundkenntnisse abgefragt. Vom Niveau her war der Online-Test leichter als ein umfassender schriftlicher Einstellungstest mit Textverständnis und Allgemeinwissen. Man profitierte davon, dass man quasi keinen Zeitdruck hatte, der sonst bei anderen Tests erschwerend hinzukommt.
Ungefähr 14 Tage nach dem Online-Test erhielt ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. In den Amtsräumen angekommen, musste ich allerdings erst einmal einen Teil des Online-Tests wiederholen: So wollten die Prüfer sichergehen, dass ich den Online-Test ehrlich und eigenhändig bearbeitet hatte. Nach 20 Minuten war ich mit der Vorprüfung fertig und konnte pausieren. Im Aufenthaltsraum standen Getränke und kleine Snacks, die man zu sich nehmen konnte.
Gut 15 Minuten später wurde ich dann zum Vorstellungsgespräch in einen großen Raum gebeten. In einer Ecke dieses Raums saß an einem kleinen Tisch die Prüfungsleitung, bestehend aus 5 Leuten. Nachdem man mich gefragt hatte, wie es mir ginge und wie meine Anreise verlaufen wäre, bat man mich, meinen Lebenslauf wiederzugeben. Anschließend sollte ich mich vorstellen. Danach hat mir die Ausbildungsleiterin verschiedene Fragen gestellt: unter anderem, was mich beruflich motivieren würde, wie ich mit Kritik umgehen würde und ob ich mich auch bei anderen Behörden beworben hätte. Außerdem kamen Fragen zur Stadt allgemein, zum Beruf des Stadtsekretärs und zur Ausbildung als Stadtsekretäranwärter. Zum Schluss erhielt ich noch einmal die Möglichkeit, Werbung für mich zu machen – genau so war der Wortlaut. Also habe ich noch einmal meine Motivation deutlich gemacht und meine Fähigkeiten dargestellt.
Die Fragen hat ausschließlich die Ausbildungsleiterin gestellt, die anderen Prüfer haben sich Notizen gemacht und mich beobachtet. Alle schienen sehr nett zu sein, sie haben oft gelächelt und mich unterstützt, wenn ich mal festhing. Vor allem die Ausbildungsleiterin wirkte sehr offen und sympathisch. Gut war auch, dass ich den Prüfern nicht als Einzelner gegenübersaß, sondern mit ihnen eine Tischrunde bildete. Das hat eine gewisse Nähe erzeugt, die alles viel leichter machte.
Alles in allem lief das Auswahlverfahren für mich sehr gut. Der Online-Test und das Vorstellungsgespräch waren fair, die Atmosphäre empfand ich als durchweg positiv. Eine Antwort habe ich zwar noch nicht, aber schon jetzt ist diese Stadtverwaltung sehr viel schneller mit ihrem Auswahlverfahren als viele andere Behörden, die ihre mündlichen Prüfungen erst im nächsten Februar veranstalten. Die zügige Bearbeitung ist aus Bewerbersicht sehr vorteilhaft, da man früh weiß, ob es gereicht hat. Das lässt einen ruhiger schlafen.
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