Ich bewarb mich bei einer Großstadt für die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten. Ich füllte die nötigen Unterlagen aus und legte noch meinen Schwerbehindertenausweis mit dem Behinderungsgrad 50% bei.
Schon nach zwei Wochen erhielt ich die Einladung zum schriftlichen Test. Dazu bekam ich noch einen Fragebogen für die „Anpassung der Testbedingungen“. Den sollte ich ausfüllen und zurückschicken. Darin wurde ich gefragt, welchen Grad der Behinderung ich habe, welche Hilfsmittel ich benutze und worauf bei den Tests geachtet werden soll. Ich gab an, dass ich die Testfragen in einer großen Schrift bräuchte.
Und siehe da: Eine Woche später kam von der dgp [Deutsche Gesellschaft für Personalwesen] ein angepasster Termin. Denn für meine Stadt führt die dgp die Tests durch.
Am Tag des Einstellungstestes, wurde ich sehr freundlich in Empfang genommen. Mir wurde erklärt, dass ich aufgrund meiner Seheinschränkung etwas mehr Zeit als die üblichen vier Stunden hätte – also fünf Stunden. Außerdem war der Test in DIN-A3 gedruckt und nicht wie bei den anderen in DIN-A4.
Der Test bestand aus mehreren Teilen: Deutsch, Mathematik und Allgemeinbildung. Und für jeden Teil hatte man unterschiedliche Zeitangaben.
Los ging es mit Wortreihen. Es standen immer vier Wörter in einer Reihe und eines gehörte nicht dazu; z. B. Wasser, Milch, Tee, Wurst. Hier gehörte „Wurst“ nicht dazu – da man Wurst nicht trinken kann.
Dann kam der Teil mit der Rechtschreibung. Da musste man bei mehreren Wörtern die richtige Schreibweise erkennen.
Danach war Textanalyse dran. Es wurden zehn Texte vorgegeben, die etwa fünf bis sechs Zeilen lang waren. Darunter standen Aussagen, die man als richtig oder falsch markieren sollte. Die Themen waren sehr unterschiedlich – z. B. ging ein Text über die Scheidungsrate im letzten Jahr, ein anderer über den Erfolg eines Unternehmens.
Der Mathe-Test bestand aus Textaufgaben und Aufgaben zu den Grundrechenarten. Bei den Textaufgaben ging es um Dreisatz und Prozentrechnen und bei den Grundrechenarten um Punkt-vor-Strich und Bruchrechnung.
Der Englischtest war für mich der einfachste Teil. Er lief ab wie ein Vokabeltest früher in der Schule. Wörter mussten vom Englischen ins Deutsche übersetzt werden und umgekehrt.
Als letzter Teil kamen Fragen zum Allgemeinwissen. Hier ging´s querbeet von Verwaltung, Religion bis Politik. Zum Beispiel „Wo kann man seinen Personalausweis beantragen?“ oder „Wer wählt den Bundespräsidenten?“. Dabei gab es immer vier Antwortmöglichkeiten und die richtige musste angekreuzt werden.
Der Test war nicht einfach – aber er ist machbar. Ich möchte auf diesem Weg alle Menschen mit einer Behinderung dazu ermutigen, sich zu bewerben. Ich wurde so freundlich behandelt und es wurde sich so sehr bemüht, damit ich keine Nachteile gegenüber den anderen Bewerbern habe.
Es kommt nicht darauf an, was wir nicht können. Sondern was wir trotz unserer Einschränkung können!
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