Für das Auswahlverfahren der Bundespolizei musste ich einen Tag vorher an einem Ausbildungszentrum in Bayern erscheinen. Auf dem Gelände angekommen, hat man mich erst einmal über den Ablauf der nächsten Tage aufgeklärt. Nach und nach trudelten auch die anderen Bewerber ein – mit ihnen habe ich abends im Aufenthaltsraum noch ein bisschen geredet.
Nach dem Frühstück führte man unsere Gruppe – 5 Frauen, 7 Männer – in einen Arbeitsraum. Dort startete der Tag mit einem Diktat.
Zu Beginn wurde der Text einmal komplett vorgelesen, wobei Absätze laut angesagt wurden. Dabei durften wir uns keine Notizen machen. Beim zweiten Vorlesen mussten wir dann mitschreiben. Hier war auch auf die Form zu achten – alle Absätze mussten an der richtigen Stelle sein. Weil der Prüfer immer absichtlich lange Pausen machte, konnte man diese Stellen allerdings ziemlich gut heraushören. Inhaltlich drehte sich der Text um das Thema Sicherheit und Überwachung: Sollten zum Schutz der Bürger Videokameras an Bahnübergängen angebracht werden? Das Diktat dauerte ungefähr eine halbe Stunde und strotze vor Fremdwörtern, aber ich kam gut zurecht.
Danach gab es eine lange Wartepause, in der wir uns über unsere Eindrücke ausgetauscht haben. Je länger es dauerte, desto nervöser wurden wir – wer durfte denn nun das Auswahlverfahren fortsetzen? Schließlich baten uns die Beamten wieder in den Prüfungsraum, um das Ergebnis zu verkünden: Ich hatte das Diktat bestanden! Anschließend zogen wir Übriggebliebenen uns auf unseren Zimmern schnell um, damit wir in der Sporthalle antreten konnten. Die nächste Station war nämlich der Bundespolizei-Sporttest!
Zuerst bekam jeder von uns ein Leibchen mit einer Nummer, damit die Beamten uns eindeutig auseinanderhalten konnten. Dann verließen wir geschlossen die Sporthalle und wurden einzeln nacheinander zum Kasten-Bumerang-Test (Koordinationstest) wieder hereingerufen. Der Kasten-Bumerang-Parcours musste innerhalb von 21 Sekunden bewältigt werden. Danach kam der Pendellauf über eine Strecke von 4 mal 10 Meter dran, und am Ende mussten wir beim Cooper-Test mindestens 20 100-Meter-Runden laufen. Die Zeit wurde zwischendurch angesagt, die bewältigte Rundenzahl allerdings nicht. Die Prüfer der Bundespolizei haben uns durch Zurufe motiviert. Ich bin sehr sportlich, daher war der Sporttest für mich kein Problem.
Nach dem Sporttest gab es Abendessen, danach haben wir uns mit Anwärtern aus dem ersten Ausbildungsjahr unterhalten, die allesamt sehr nett und hilfsbereit waren. Die geistigen und körperlichen Anstrengungen des Tages haben sich bei mir aber schnell bemerkbar gemacht: Ich wurde auf einmal hundemüde und bin sehr früh ins Bett gegangen. Tag 1 des Auswahlverfahrens der Bundespolizei war geschafft!
Nach dem erneut zeitigen Frühstück begannen um 8 Uhr morgens die Vorstellungsgespräche. Diejenigen mit dem weitesten Heimweg kamen als erste dran. Für jedes Interview waren 45 Minuten eingeplant. Der Zeitplan hat sich aber schon nach dem ersten Gespräch nach hinten verschoben. Ich war als zweite an der Reihe und sah mich nach dem Eintreten in den Gesprächsraum einem Gremium von drei Interviewern gegenüber. Erwartet hatte ich einen eher lockeren Gesprächston – weit gefehlt! Das Gespräch verlief überhaupt nicht locker, es war eher ein Kreuzverhör. Fragen zu meiner persönlichen Motivation, zur Bundespolizei zu gehen, gab es kaum. Die Prüfer fragten alles Mögliche zu den Themen Geografie und aktuelle Politik, etwa zum Bürgerkrieg in Syrien. Außerdem musste ich den Unterschied zwischen der Bundespolizei und einer Landespolizei erklären. Dann sollte ich auf einer Weltkarte zeigen, wo bestimmte Länder liegen.
Ein sehr stressiger Teil des Interviews bestand aus assoziativen Fragen. Einmal musste ich zum Beispiel drei Länder mit Hauptstädten aufsagen. Dabei nannte ich unter anderem Ungarn mit der Hauptstadt Budapest, weil ich dort Verwandte habe. Sofort kam die Anschlussfrage: Was fällt Ihnen denn spontan zu Ungarn ein? Da war ich kurz etwas panisch, bevor ich mich an die aktuellen Pläne des ungarischen Ministerpräsidenten erinnerte, eine Internetsteuer einzuführen. Bei diesem assoziativen Teil sollte man sich vorher sehr genau überlegen, was man sagt. Während des Gesprächs hat man generell kaum Zeit zum Erholen, die Fragen kommen ohne Pause wie aus der Pistole geschossen.
Nach dem Vorstellungsgespräch baten mich die Prüfer, den Raum zu verlassen. Wenige Minuten später riefen sie mich wieder herein: Ich kann im nächsten Jahr als Anwärterin bei der Bundespolizei anfangen – vorausgesetzt, ich bestehe die ärztliche Untersuchung im Dezember. Die endgültige Entscheidung erfahre ich im Januar.
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Fit für den Eignungstest im Auswahlverfahren
ISBN 978-3-95624-070-6
302 Seiten18,90 €
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