Um nach meiner Ausbildung beruflich den nächsten Schritt zu gehen, will ich ein duales Studium in Wirtschaftsinformatik beginnen. Dabei findet der theoretische Teil an einer Hochschule, der Praxisteil bei einem führenden Logistikunternehmen statt. Zur Bewerbung musste ich ganz normal Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse einreichen. Kurze Zeit später kam auch schon die Einladung zu einem eintägigen Assessment Center. Ein Einstellungstest war – anders als damals bei meiner Ausbildung – überraschenderweise nicht eingeplant. Aber der Reihe nach.
Am Testtag waren wir zu fünft. Eigentlich sollten acht Bewerber teilnehmen, hieß es, aber drei sind nicht erschienen, warum auch immer. Für mich natürlich nicht schlecht – weniger Konkurrenz!
Um 10 Uhr begann das Assessment Center mit einer Einzelpräsentation. Die sollte 5 Minuten dauern, zur Unterstützung konnte man unter anderem eine Flip-Chart nutzen. Das Thema sollten wir uns innerhalb der Vorbereitungszeit (30 Minuten) selber aussuchen. Zur Recherche durfte man sogar mit dem Smartphone ins Internet. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr wusste ich relativ schnell, dass ich über die Freiwillige Feuerwehr in meiner Region reden will, und habe mir dazu nur noch ein paar Daten auf den Webseiten angeschaut.
Gefordert war eine pro-und-contra-Gegenüberstellung, was für mich etwas schwierig war, weil mir die Tätigkeit bei der Feuerwehr viel Spaß macht. An Nachteilen habe ich erwähnt, dass das Feuerwehrleben gefährlich und anstrengend sein kann und viele Leute das Vorurteil haben, dass man bei der Freiwilligen Feuerwehr immer nur feiert. Ich bin richtig ins Erzählen gekommen. Einer der Prüfer hat nach 4 Minuten gemeint, ich solle auf die Zeit achten. Danach habe ich schnell den Bogen zum Fazit geschlagen.
Bei der Präsentation war jeder von uns einzeln mit den Prüfern im Raum. Man hat also nicht mitgekriegt, worüber die anderen geredet haben. Wer fertig war, durfte Pause machen und sich die Beine vertreten. Eine Rückmeldung wollten uns die Personaler erst im Vorstellungsgespräch geben.
Für das Gruppenreferat wurden wir in eine Zweier- und eine Dreiergruppe aufgeteilt. Ich kam in die Dreiergruppe. Das Thema wurde diesmal vorgegeben: Es ging um erneuerbare Energien und die Energiewende, worüber wir ein 10-Minuten-Referat halten sollten. Zur Einarbeitung hatten wir anderthalb Stunden Zeit. Hört sich nach viel an, aber ein paar Minuten mehr hätten nicht geschadet: Wir bekamen nämlich einen ganzen Stapel an Unterlagen – und zwar auf Englisch. Schon allein, um die komplett durchzulesen, hätten wir sicher 90 Minuten gebraucht.
Also haben wir die Dokumente erst einmal grob überflogen und die wichtigsten herausgesucht. Dann haben wir uns eingelesen. Unser Plan war, den Vortrag in drei Hauptpunkte zu gliedern, sodass jeder von uns einen Themenpunkt übernehmen konnte und alle ungefähr gleich viel Redezeit erhielten. Einer von uns war zwar eher von der ruhigen Sorte, aber es hätte bestimmt einen schlechten Eindruck gemacht, wenn er gar nichts gesagt hätte.
Nach dem Gruppenreferat ging es in die Mittagspause. Vor der nächsten Aufgabe haben die Prüfer zwei von uns – einen aus der Zweier- und einen aus der Dreiergruppe – beiseite genommen und verabschiedet.
Auch im Einzelreferat ging es um das Thema erneuerbare Energien, und wieder waren die Unterlagen auf Englisch. Die Aufgabenstellung: Man war Verhandlungsführer eines (nicht namentlich genannten) großen Deutschen Dax-Konzerns aus der Energiebranche und sollte einen Investor davon überzeugen, dass es gut wäre, Kapital in das eigene Unternehmen anzulegen. Als kleine Verschärfung musste man das Referat auf Englisch halten – der (fiktive) Interessent kam nämlich aus England.
Zur Vorbereitung bekam man 75 Minuten Zeit, für das Referat waren 10 Minuten vorgesehen. Mein Hauptargument war, dass durch die Energiewende in der nächsten Zeit große Investitionen nötig würden, und am Ende hätten die Unternehmen die größten Marktanteile, die am meisten investieren könnten. Außerdem habe ich gemeint, dass der Investor durch seine Anteile auch viele Mitspracherechte im Unternehmen bekäme.
Das Einzelreferat zu halten war ganz schön schwierig, weil man quasi die ganze Zeit gegen eine Wand geredet hat, die Prüfer haben nichts gesagt. An ihren Reaktionen und an ihrem Gesichtsausdruck konnte man aber relativ gut ablesen, wie zufrieden sie gerade waren.
Im Vorstellungsgespräch haben uns die Prüfer endlich eine Rückmeldung über das Abschneiden im Auswahlverfahren gegeben. Sie meinten, sie wären mit mir sehr zufrieden gewesen. Es war gleich eine gute Stimmung, wir haben uns gut verstanden und viel gelacht, das ist bestimmt nicht in jedem Vorstellungsgespräch so. Ansonsten ging es um die üblichen Themen: Warum ich ausgerechnet zu dem Unternehmen will, welche Hobbys ich habe und so weiter. Außerdem wollten sie noch ein paar Einzelheiten zu meinen Angaben in den Bewerbungsunterlagen wissen. Anschließend hatte ich selbst die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Weil die wichtigsten Fakten zum dualen Studium – Gehalt, Studienbeginn etc. – schon vorher geklärt worden waren, waren wir mit dem Vorstellungsgespräch relativ schnell durch.
Eine Woche nach dem Assessment Center bekam ich die Zusage. Jetzt freue ich mich auf den Studienbeginn im nächsten Herbst.
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ISBN 978-3-95624-067-6
408 Seiten24,90 €
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