Hallo miteinander! Ich möchte meine Erfahrungen im Bewerbungsverfahren der Polizei Berlin mit euch teilen. Dieses Jahr habe ich mich für eine Laufbahn im mittleren Dienst beworben.
Nach der Online-Bewerbung habe ich ein paar Tage später eine E-Mail mit einer Einladung zu einem Vortest bekommen. Diesen Test musste ich zu Hause am PC bearbeiten, was ungefähr 40 Minuten dauerte. Die Aufgaben sind denen ähnlich, die einen auch im Einstellungstest erwarten. Sie fließen aber nicht in das Gesamtergebnis ein.
Für den schriftlichen Einstellungstest musste ich mich morgens bei der Berliner Polizeibehörde für Werbung und Einstellung einfinden, ganz in der Nähe des Alexanderplatzes. Mit mir waren ungefähr 30 weitere Bewerber anwesend. Die zwei Prüferinnen begrüßten uns und führten uns in den PC-Raum. Dort ging es dann mit dem dreieinhalbstündigen PC-Test los. Jeder bekam ein Blatt Papier für Nebenrechnungen. Während man den Test bearbeitete, wurde die verbleibende Zeit in einem Balken am Bildschirm angezeigt. Bei manchen Aufgaben durfte man zwischen den Aufgaben wechseln, bei anderen Aufgaben ging das jedoch nicht. Während ich den Test bearbeitete, hat sich bei mir ein ungeheurer Zeitdruck aufgebaut – die Aufgaben waren in der vorgegebenen Zeit kaum zu schaffen. Außerdem war das Niveau viel schwerer als im Vortest.
Die Fragen zum Allgemeinwissen wurden im Multiple-Choice-Verfahren gestellt und waren bunt gemischt. Von Geschichte über Politik und Kunst war alles dabei. Auch Fragen zum interkulturellen Wissen wurden gestellt, zum Beispiel: „Wie heißt der muslimische Fastenmonat?“
Im Bereich Deutsch galt es zum Beispiel, aus mehreren Möglichkeiten das richtig geschriebene Wort anzukreuzen. Weiterhin bekam man eine Liste von fünf Wörtern, von denen eines nicht in die Reihe passte. Dann musste ich Fremdwörter, beispielsweise „fraternisieren“, der korrekten Bedeutung zuordnen.
Beim 15-minütigen Fremdsprachentest standen mehrere Sprachen zur Auswahl: Englisch, Türkisch, Polnisch und Russisch. Ich habe Russisch gewählt, weil das meine zweite Muttersprache ist. Wie gut mein Wortschatz ist, stellte ich in dieser Aufgabe unter Beweis: Für ein deutsches oder russisches Wort musste ich jeweils die richtige Bedeutung in der anderen Sprache anklicken. Zum anderen wurde mir ein russischer Text angezeigt, den ich mir durchlesen musste. Anschließend wurden Verständnisfragen gestellt.
Der Persönlichkeitstest war zweigeteilt. Im ersten Teil bewertete ich auf einer Skala innerhalb von zehn Minuten ungefähr 100 Aussagen zu meiner Person, zum Beispiel „Ich komme gut mit meinen Arbeitskollegen aus“. Der zweite Test kam nach einer eingeschobenen Zwischenaufgabe an die Reihe, dort wurden aber nur 40 Aussagen abgefragt.
Im Logikbereich kann ich mich noch daran erinnern, dass ich Zahlenreihen logisch fortführen musste.
Zunächst musste ich visuelle Analogien bearbeiten: Figur 1 verhält sich zu Figur 2 wie Figur 3 zu …? Anschließend wurde mir eine auseinandergebogene Büroklammer gezeigt. Es folgten verschiedene Klammern zur Auswahl, die unterschiedlich gedreht waren. Welche von diesen entspricht der zuerst gezeigten Büroklammer? Außerdem kann ich mich noch an eine Aufgabe erinnern, bei der am man ein Bild einer Schneeflocke zu sehen bekam. Anschließend war die gleiche Flocke zu sehen, nur fehlte ihr ein Stück. Aus mehreren Möglichkeiten galt es, das passende fehlende Schneeflockenstück zu finden.
Das Erinnerungsvermögen wurde unter anderem getestet, indem ich mir Figurenpaare merken oder Zahlen einprägen und sie aus einer Liste auswählen musste. Außerdem wurden mir 15 Nummernschilder vorgelegt, die ich mir drei Minuten lang einprägte. Anschließend erschien auf dem Bildschirm jeweils ein gespiegeltes Nummernschild: War das Nummernschild eines der 15 gesuchten? Im Anschluss musste ich mir innerhalb von drei Minuten Vor- und Nachnamen von 20 Personen samt ihren ausgeübten Berufen merken. Auf dem Bildschirm war jeweils der Vorname der Person zu sehen, aus einer Auswahlliste galt es, den dazugehörigen Nachnamen und Beruf auszuwählen.
Im Mathematikteil warteten zwei große Aufgabenbereiche auf mich. Bei der ersten Aufgabe gab es ein Diagramm zur Ansicht, auf dem die Verkaufszahlen von Geräten einer Elektro-Firma quartalsweise dargestellt waren. Die 20-minütige Analyse und Auswertung erfolgte durch mehrere Fragen zum Diagramm. Die zweite größere Aufgabe war eine Textaufgabe, für die auch 20 Minuten Bearbeitungszeit angesetzt waren: Eine Firmenfeier wird geplant. Wie viel Champagnerflaschen muss der Veranstalter kaufen, wenn jeder Gast zwei 0,1 l-Gläser trinkt? Und wie viel würde das kosten? Was muss der Veranstalter für den Versand der Einladungskarten einkalkulieren, wenn 900 Gäste eingeladen sind, eine Einladungskarte 2,50 € und das Porto 80 Cent kostet? Das sind nur einige Beispielsaufgaben, die mir gestellt wurden.
Nach der Auswertung des Einstellungstests hatte sich die Prüflingsanzahl drastisch reduziert: Nur noch die Hälfte der Bewerber war übrig! Die Prüferinnen gaben uns noch bis 14 Uhr eine kurze Einweisung, wo genau der anschließende Sporttest stattfindet und wie wir am besten dorthin gelangen. Für die Anreise hatten wir 90 Minuten Zeit.
Vom Alexanderplatz fuhr ich mit einigen anderen Bewerbern zunächst zum Sportgelände der Polizei Berlin in Ruhleben. Dort erwartete uns ein Hindernisparcours, den wir korrekt und vollständig absolvieren mussten. Der Ablauf war wie folgt: Man sprang seitlich über ein Querpferd, sprintete dann scharf nach rechts zum Parallelbarren, an dem man nach links und rechts ausscheren musste. Geradeaus ging es weiter zum Stufenbarren, an dem man einen Unterschwung vollführen musste, bevor es scharf links zu zwei hintereinander aufgestellten Matten weiterging. An den Matten folgten eine Vorwärts- und eine Rückwärtsrolle, danach sprang man über einen Bock, legte eine scharfe Linkskurve ein und kletterte zuletzt über eine 1,80 Meter hohe Holzwand.
Der zweite Tag des Auswahlverfahrens fand an der Polizeischule am Spandauer Forst statt. Los ging es mit der dreistündigen ärztlichen Untersuchung. Die meiste Zeit verbrachte ich mit Warten. Mir wurden Urin und Blut abgenommen, außerdem röntge mich ein Arzthelfer. Eine Ärztin führte mit mir dann eine Anamnese durch: Sie stellte meinen allgemeinen Gesundheitszustand fest und überprüfte mich auf Narben oder Tattoos. Eigentlich ist noch ein Belastungs-EKG Bestandteil der Untersuchung – das musste bei mir allerdings verschoben werden. Soweit schien aber alles mit mir in Ordnung zu sein, denn ich wurde zum anschließenden Vorstellungsgespräch zugelassen.
Im Vorfeld des Vorstellungsgespräches musste ich zuerst alle wichtigen Bewerbungsdokumente im Original vorlegen, sprich: Zeugnisse, Personalausweis und Eheurkunde. Das Interview führten ein Polizist und eine Polizistin durch, die beide sehr nett waren und mir die Anspannung nahmen. Der Gesprächston war sehr locker und angenehm. Zuerst ging es um meinen Werdegang und um meine Motivation, mich bei der Polizei Berlin zu bewerben. Anschließend fragten die beiden Prüfer mich Fachfragen ab: Was ist eine Länderpolizei? Welche Aufgaben hat die Polizei Berlin? Welche Anforderungen stellt die Polizei Berlin an ihre Bediensteten? Weiterhin wollten sie wissen, in welcher Situation ich mir vorstellen könnte, auf einen Menschen zu schießen. Ich habe eine wahre Begebenheit als Beispiel angeführt, die vor einigen Jahren hier in Berlin passiert ist: Damals hatte ein geistig verwirrter Mann am Alexanderplatz einen Polizisten mit einem Messer angegriffen, der daraufhin den Mann erschoss.
Ob mich die Polizei Berlin in den Vorbereitungsdienst aufnimmt, weiß ich noch nicht. Ich muss nämlich noch ein paar Unterlagen nachreichen und den EKG-Belastungstest nachholen. Bald werde ich das Gesamtergebnis haben. Drückt mir also die Daumen!
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Fit für den Eignungstest im Auswahlverfahren
ISBN 978-3-95624-062-1
324 Seiten18,90 €
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