Im vergangenen Oktober habe ich mich bei der Polizei Brandenburg für den gehobenen Dienst beworben, weil es schon seit meiner Schulzeit mein Wunsch war, einmal zur Schutzpolizei zu gehen. Im Folgenden lest ihr meinen Erfahrungsbericht.
Ich hatte mich online beworben und bekam nach einer sehr kurzen Wartezeit (ca. 5 Tage) Anfang November eine Mail: „Sie sind zum Einstellungstest eingeladen.“ Knapp vier Wochen hatte ich nun Zeit, um Kondition für den Sporttest aufzubauen und für das Diktat und den Psychologischen Test (Jobfidence) zu üben. Zum Glück bin ich auf Ihre Seite gestoßen, konnte mich mit dem Material gut vorbereiten und den einen oder anderen Tipp nutzen.
Gut vorbereitet stand ich Anfang Dezember um kurz nach sieben vor der Akademie der brandenburgischen Polizei in Oranienburg. Mit großen Augen ging ich die Auffahrt hoch, suchte nach einem Lageplan – und wurde prompt zurückgepfiffen: In einem kleinen Häuschen neben der Auffahrt saßen tatsächlich Menschen und wollten etwas von mir! Während sich hinter mir der Bewerberfluss staute, zeigte ich meinen Personalausweis und das Einladungsschreiben vor. Es lohnt sich, bei Ankunft beides griffbereit zu haben.
Den weiteren Anweisungen und einer kaum erkennbaren, grauen Linie auf dem Boden folgend gelangte ich mit meinen Mitbewerbern zur Einstellungsstelle. Nachdem wir unser Eintreffen per Unterschrift bestätigt hatten, durften wir uns erstmal im großen Wartezimmer tummeln, das mit zahlreichen Magazinen auf einigen zusammengeschobenen Tischen in der Mitte an den Warteraum einer Arztpraxis erinnerte. Kaum dass sich die ersten gesetzt hatten, ging auch schon die Tür auf und ein älterer Beamter trat mit Klemmbrett bewaffnet ein. Wer aufgerufen wurde, folgte ihm in einen der Prüfungsräume. Unter anderem auch ich.
Nachdem wir in gebührendem Abstand voneinander an den Tischen Platz genommen hatten, teilte der Beamte ein Hinweisblatt zum Diktat aus und sprach es mit uns durch: Das Diktat sei ein Lückendiktat, es würde 20 Minuten dauern und via CD-Player vorgelesen, denn es sei leichter, einer Tonbandaufnahme zu folgen als einer echten Stimme. Es gäbe keine Zeit, anschließend noch etwas zu korrigieren. Wer sich bei einem Wort nicht ganz sicher sei, sollte die betreffende Stelle markieren. Neben Wasser und vielleicht einem Stück Traubenzucker seien keine weiteren Speisen gestattet.
Mit einem Stift zur Hand und dem Einladungsschreiben auf dem Tisch arbeiteten wir uns dann durch die drei Seiten Lückendiktat. Die Tonbandaufnahme war – zumindest in meinem Fall – klar verständlich und auch vom Tempo her unproblematisch. Man hat natürlich keine Zeit, Löcher ins Papier zu starren, muss jedoch auch nicht von Lücke zu Lücke hetzen.
Nach dem Diktat durften wir mit Sack und Pack wieder im Wartezimmer Platz nehmen. Da in drei verschiedenen Gruppen geschrieben wurde, die unterschiedlich früh bzw. spät starteten, mussten wir gut eineinhalb Stunden auf unsere Ergebnisse warten. Währenddessen wurde nahezu jeder, der durch die Tür hereinkam, so sehnsüchtig angesehen wie der Weihnachtsmann. Wer also schon immer mal von einem Raum mit gut 50 bis 60 Leuten mit erwartungsvollem Funkeln angestarrt werden wollte, hier habt ihr eine einmalige Gelegenheit und einen tollen Zeitvertreib. Ansonsten lohnt es sich, die Zeit zu nutzen, um etwas zu frühstücken, mögliche spätere Kollegen oder einfach ein paar nette Leute kennenzulernen.
Es war etwa halb zehn oder zwanzig vor zehn, als sich die Tür öffnete und diejenigen abgeholt wurden, die es nicht weiter geschafft hatten. Überraschenderweise verringerte sich unser Trüppchen damit gleich auf 35 bis 40 Leute. Der Rest wurde gruppenweise zum Jobfidence-Test abgeholt.
Beim Jobfidence-Test handelte es sich mehr um psychologische Fragen, auf die man sich nicht ganz so gut vorbereiten konnte. Auch vereinzelte Logikaufgaben, Mathe und etwas Allgemeinwissen waren dabei, aber generell war alles eher aus dem Bauch heraus zu meistern.
Wir hatten fünf bis sechs Minuten Zeit, um uns aufzuwärmen und gegebenenfalls die ersten zwei Disziplinen auszuprobieren. Dann ging es los: Liegestüzen, 80 Sekunden Wandsitz und Kopfstand. Dieser Teil des Sporttests lief relativ unproblematisch ab. Der nachfolgende Konditionslauf (Cooper-Test) war da schon schwieriger!
Für den Coopertest wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt, und jeder bekam ein nummeriertes Leibchen. Es war nicht leicht, dieses verknäulte kleine Ding so am Körper anzubringen, dass die Prüfer die Zahl gut lesen konnten. Da die Laufbahn in den Kurven recht steil anstieg, empfiehlt es sich, zur Vorbereitung auf ähnlichen Strecken zu laufen. Ansonsten: Baut auf euren guten Freund Adrenalin!
Nach dem Sporttest hatten wir die Möglichkeit, in den Umkleidekabinen zu duschen. Von den Sportlehrern zurück zur Einstellungsstelle begleitet, nahmen wir für eine weitere Dreiviertelstunde im Warteraum Platz. Zuerst wurden wieder diejenigen abgeholt, die nicht weitergekommen waren.
Der zweite Tag begann mit der ärztlichen Untersuchung. Die zweite Station war ein Rollenspiel: Dabei ging es um alltägliche Konfliktsituationen von Polizeibeamten. Beigewohnt hat eine Prüfungskommision aus drei Mann, wovon einer den Problemfall gespielt hat, auf den ich eingehen musste. Das Rollenspiel dauerte 10 Minuten; zusätzlich hatte man 15 Minuten Zeit zur Vorbereitung.
Der Konflikt, den es zu entschärfen galt, bestand in der mangelnden Arbeitseinstellung eines ansonsten eigentlich kompetenten Kollegen. Es ging sofort nach der Vorbereitung los: Ich sollte angemessen auf den Mitspieler reagieren, der sehr uneinsichtig und bockig war und sich schnell angegriffen fühlte. Die Prüfer wollten sehen, wie ich damit umgehe, und ob ich eine Lösung für die Situation finde. Wichtig ist: präzise antworten, nicht zu weit ausholen, Fragen stellen, Lösungsvorschläge bringen und auf den Gegenüber eingehen! Möglichst einfühlend sein und nicht trotzig zurück pampen.
Direkt im Anschluss fand dann das Einzelgespräch statt, mit den typischen Fragen: Warum wollen Sie zur Polizei? Was sind Ihre Stärken/Schwächen? Warum gerade in Brandenburg?
Alles in allem habe ich diese Tests sehr gut gemeistert, denke ich. Jetzt hoffe ich auf eine Zusage zum Antritt im nächsten April.
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