Das Auswahlverfahren bei der Bundespolizei begann mit dem Intelligenztest, einer schriftlichen Prüfung am Computer. Ich musste dazu nach Bamberg fahren, denn dort befindet sich eines der Ausbildungs- und Fortbildungszentren der Bundespolizei. Zum Glück hatte ich keinen weiten Weg. Ein bisschen früh fand ich es trotzdem, ich musste nämlich spätestens um acht Uhr dort sein, da um halb neun die Prüfung starten sollte.
Der Intelligenztest war in verschiedene Abschnitte unterteilt. Zunächst gab es mathematische Fragen, zum Beispiel Dreisatz und Prozentrechnung. Eigentlich bin ich gut in Mathe, und die Aufgaben waren auch nicht so schwer. Aber durch die Aufregung und die Angst, nicht schnell genug zu sein, kam ich immer wieder durcheinander.
Den zweiten Testabschnitt mit Logikaufgaben fand ich deutlich angenehmer. Wir mussten zum Beispiel Matrizen, in denen acht Figuren zu sehen waren und ein Feld frei war, logisch ergänzen oder Wortanalogien erkennen. Besonders schwer fielen mir wiederum die Merkaufgaben. Hier bekamen wir einen Zeitungsartikel, den wir uns möglichst gut einprägen sollten, und zu dem wir später Fragen beantworten mussten. Zunächst hatten wir aber andere Aufgaben zu bearbeiten. Als dann endlich die Fragen dran kamen, konnte ich mich nicht mehr an viel von dem Artikel erinnern. Anstrengend waren auch die Konzentrationsaufgaben. Zum Beispiel mussten wir lange Kommazahlen möglichst schnell nach Größe sortieren.
Nach dem Intelligenztest durften wir zum Glück eine kurze Pause machen, bevor wir das Thema für den Kurzaufsatz bekamen. Wir hatten 60 Minuten Zeit, bis wir den fertigen Aufsatz abgeben mussten. Mein Thema war „sollte Bargeld in Deutschland abgeschafft werden?“
Im ersten Moment bekam ich einen Schreck, weil ich dachte, dass ich zu dem Thema gar nichts weiß. Aber dann fing ich einfach erstmal an, meine Ideen zu sammeln und es ging viel besser, als ich befürchtet hatte. Da mir keine aktuellen Debatten einfielen, versuchte ich stattdessen, meine Argumente durch Beispiele und eigene Erfahrungen zu verdeutlichen. Ich denke, das hat auch ganz gut geklappt. Man sollte einfach nicht aufgeben, auch wenn es auf den ersten Blick schwer wirkt.
Die Stunde verging viel zu schnell und erst als ich den Aufsatz abgegeben hatte, fiel mir auf, dass es ja schon Mittag war und ich inzwischen ganz schönen Hunger hatte. Zum Glück hatten wir erstmal Pause. Die Aufsätze werden nach Lübeck geschickt und dort ausgewertet, also erfuhren wir das Ergebnis leider nicht sofort.
Nach der Mittagspause ging es mit dem Sporttest weiter. Wir wurden einzeln in die Sporthalle gerufen, um den Kasten-Bumerang-Test zu absolvieren. Ich war sehr froh, dass ich ihn vorher geübt hatte. Ohne Training hätte ich bestimmt Probleme gehabt, mich zu orientieren. Danach muss man beim Pendellauf viermal 10m laufen. Diese kurzen Sprints fielen mir am leichtesten.
Dagegen hatte ich im abschließenden Cooper-Test größere Schwierigkeiten. Da es die letzte Disziplin war, fühlte ich mich schon recht erschöpft. Außerdem fiel es mir schwer, meine Ausdauer richtig einzuschätzen. Denn wenn neben einem ein anderer Bewerber auf einmal deutlich schneller rennt, läuft man automatisch auch schneller. So ging es mir jedenfalls. Irgendwann erkannte ich zum Glück, dass ich so nicht bis zum Ende durchhalten würde, und machte ein bisschen langsamer. Die Prüfer sagten die Zeit zwischendrin an. Man musste also nur selbst die Runden zählen, um zu wissen, wie man in der Zeit lag.
Für den nächsten Abschnitt im Einstellungstest bekam ich zwei Wochen später wieder eine Einladung. Diesmal musste ich bis nach Lübeck fahren. Wer wie ich eine lange Anreise hatte, konnte schon am Vortag kommen und kostenlos dort auf dem Gelände der Bundespolizeiakademie übernachten. Am nächsten Morgen startete nämlich schon ziemlich früh das Assessment-Center.
Bei der Gruppendiskussion mussten wir erst eines von drei Themen auswählen und dann darüber diskutieren. Es ist nicht unbedingt meine Stärke, in einer Gruppe meine Meinung zu vertreten. Stattdessen versuchte ich also, die Meinungen der anderen zusammen zu bringen und so zu einer Lösung beizutragen. Das funktionierte ganz gut. Ich glaube, es ist wichtig, sich vorher schon über die eigenen Stärken, aber auch über die eigenen Schwächen Gedanken zu machen. Dann kann man sich überlegen, wie man überzeugend auftreten kann.
Für die nächste Aufgabe, den Kurzvortrag, konnte ich mir aus mehreren Themen eines aussuchen. Ich hatte zwanzig Minuten Zeit, um mir Notizen zu machen und Plakate vorzubereiten. Karteikarten, Plakate und Stifte lagen dazu bereit. Der Vortrag sollte fünf Minuten dauern. Ich versuchte, die Zeit genau einzuhalten und verließ mit einem einigermaßen guten Gefühl den Raum.
Nach einer Mittagspause standen die Vorstellungsgespräche an. Ich war total aufgeregt und ich glaube, man merkte mir das auch an. Am Anfang verhaspelte ich mich deshalb mehrmals. Zum Glück legte sich das schnell, als ich merkte, dass ich gut vorbereitet war. Es kamen vor allem Fragen zu meiner Motivation, und dazu hatte ich mir im Voraus viele Gedanken gemacht. Meine Prüfer waren auch sehr nett und stellten keine besonders fiesen Fragen. Ich musste alle möglichen Fragen zum politischen Zeitgeschehen, zur Bundespolizei und zum Allgemeinwissen beantworten. In einem kurzen Rollenspiel sollte ich mir überlegen, wie ich mich verhalten würde. Aber ich kam gut damit zurecht. Abschließend bekam ich meine Ergebnisse der einzelnen Prüfungen und auch des gesamten Einstellungstests gesagt. Sobald wir mit unserem Interview fertig waren, konnten wir nach Hause fahren.
Einige Wochen später erhielt ich dann meine Einladung zur Polizeiärztlichen Untersuchung, dieses Mal zum Glück wieder in Bamberg. Wir mussten morgens um 7:30 da sein und erstmal Fragebögen ausfüllen und Urinproben abgeben. Als nächstes kamen ein Hörtest, ein Lungenbelastungstest und ein Sehtest. Sie waren alle unproblematisch für mich. Zwischendrin konnte ich zur Kleiderkammer gehen und dort verschiedene Uniformjacken, -hosen, -schuhe und so weiter anprobieren. Sie werden dann für einen angepasst – vorausgesetzt natürlich, man besteht die restliche Arztuntersuchung.
Beim Belastungstest muss man 14 Minuten auf einem Ergometer fahren, wobei Blutdruck und Herzfrequenz gemessen werden. Er war sehr anstrengend, aber ich überwand auch diese Hürde. Zuletzt stand noch die direkte Untersuchung durch den Polizeiarzt an. Er stellte mir Fragen zu Vorerkrankungen und Krankheiten in meiner Familie. Außerdem untersuchte er meinen Körper, zum Beispiel meine Gelenke und ob ich gerade laufe und so weiter. In einem abschließenden Gespräch teilte der Arzt mir das Ergebnis mit, das zum Glück positiv ausfiel. Mit der Gewissheit, im Herbst mein duales Studium zum Polizeikommissar bei der Bundespolizei beginnen zu können, verließ ich am Mittag überglücklich das Ausbildungszentrum in Bamberg.
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Fit für den Eignungstest im Auswahlverfahren
ISBN 978-3-95624-070-6
302 Seiten18,90 €
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