Ich habe mich in Baden-Württemberg für den mittleren Polizeivollzugsdienst beworben. Zum Auswahlverfahren in Lahr/Schwarzwald konnte man einen Tag vorher anreisen und dort übernachten. Das war sehr praktisch für mich – ich wohne über eine Stunde von Lahr entfernt. Der Auswahltag begann frühmorgens: Um 7:30 Uhr mussten wir, die 14 Teilnehmer (drei Mädels und elf Jungs) uns in einem bestimmten Raum einfinden. Nach fünf Minuten Warten erschien ein Polizist, der uns den ganzen Tag über (bis 13 oder 14 Uhr) begleiten sollte. Er hat sich kurz vorgestellt, daraufhin ging es sofort los zum Computer-Test.
Im PC-Raum war an jedem Arbeitsplatz ein Namensschild aufgestellt. Kurz nachdem wir uns gesetzt hatten, kam auch schon der für den Computer-Test zuständige Polizist herein, um den Ablauf zu erklären. Der Computer-Test besteht aus drei Teilen: einem Sprachverständnistest, einem Rechtschreibtest und einem Intelligenztest. Es hieß, dass wir nach jedem Testabschnitt den PC-Raum verlassen und in einem anderen Zimmer warten sollten; die Durchgefallenen würden direkt ausgesiebt. In der Praxis sah das so aus, dass der Polizist jedes Mal verkündete: „Die Namen, die ich jetzt vorlese, haben den Testteil nicht bestanden und sind beim Auswahlverfahren nicht mehr dabei.“ Aber der Reihe nach.
Der Computer-Test begann mit dem Sprachverständnistest, der 15 Minuten dauerte. Es ging dabei um einen Lückentext, den wir vervollständigen sollten. Das jeweils einzusetzende Wort stand immer hinter der Leerstelle, allerdings nicht in der richtigen Form: Wir mussten es erst noch konjugieren, deklinieren oder in die korrekte Schreibweise bringen. Insgesamt hatte der Text 30 Lücken, zwischen denen man beliebig hin- und herspringen konnte. Um den Sprachverständnistest zu bestehen, musste man 14 Wörter richtig haben. Die ablaufende Zeit wurde unten rechts am Bildschirm angezeigt, man wusste also immer, woran man war. Am Ende mussten wir auf „Fertig“ klicken, danach konnten wir den Raum verlassen. Den Sprachverständnistest haben vier Leute nicht geschafft.
Auf den Sprachtest folgte der Rechtschreibtest, für den man 30 Minuten Zeit hatte. Auf dem Bildschirm erschien schon wieder ein Lückentext, diesmal mit 60 fehlenden Wörtern, aufgeteilt auf 20 Abschnitte. Auch hier konnten wir zwischen den Abschnitten wechseln. Um die fehlenden Wörter zu finden, konnte man sich den Text bis zu drei Mal über Kopfhörer vorlesen lassen. Zu ergänzen waren die unterschiedlichsten Wortarten: Adjektive, Nomen, Adverbien ... Die Satzlänge variierte ebenfalls, manche Sätze waren kurz und eingängig, andere lang und kompliziert geschachtelt. Nach dem Diktat mussten zwei Leute gehen.
Der Intelligenztest ging über 90 Minuten. Abgefragt wurden sprachliche Kenntnisse, Mathe und logisches Denken. Im sprachlichen Bereich wurden uns unter anderem fünf Schreibweisen eines Worts präsentiert, und wir mussten anklicken, welche davon stimmt (Gemüt, Gemüth, Gehmüt, Gämüt oder Gehmüth?). Danach erhielten wir den Anfang eines Sprichworts und mussten das richtige Ende auswählen. Beispiel: „Da beißt die Maus …?“ (richtige Antwort: „… keinen Faden ab“). Wortanalogien kamen auch dran, nach dem Schema: „Wasser verhält sich zu Erosion wie Falten zu …?“ Hier musste man „Alter“ anklicken.
Der Matheteil bestand aus Multiplikationen, Plus-und Minus-Aufgaben, Prozentrechnen und Bruchrechnen. Nebenrechnungen durften wir auf einem Schmierzettel machen. Die Lösungen waren am PC einzutippen.
Im Logikteil gab es eine Aufgabe, in der wild verteilte Puzzlestücke einer Figur auf dem Monitor erschienen. Rechts daneben war eine ganze Figur abgebildet. Nun mussten wir entscheiden, ob diese Figur aus den Teilstücken zusammengesetzt werden kann oder nicht. An anderer Stelle erhielten wir die Faltvorlage eines Würfels und 5 zusammengefaltete Würfel. Hier lautete die Frage, welcher Würfel aus der Faltvorlage gebildet werden kann. Später ging es noch einmal um Würfel: Wir sollten einen abgebildeten Würfel im Kopf auf eine bestimmte Art und Weise drehen und kippen. Den fertig gedrehten und gekippten Würfel sollten wir unter fünf Antwortvorschlägen erkennen. Man musste darauf achten, ob die Augen am richtigen Platz waren.
Den Intelligenztest haben drei Leute nicht bestanden. Danach hieß es schleunigst raus aus dem Zimmer: Nur fünf Minuten später hatten wir uns in der Sporthalle einzufinden.
Ab 2014 gibt es bei der Polizei Baden-Württemberg keinen Sporttest mehr. Als Vertreterin eines früheren Bewerbungsjahrgangs bin nicht drum herum gekommen, aber das war auch nicht weiter schlimm. Mit einer guten Vorbereitung war der Sporttest schon zu schaffen.
Zuerst mussten wir einen Kasten-Bumerang-Test bewältigen: eine Rolle vorwärts auf der Turnmatte, um einen Medizinball nach rechts zu einem offenen Kastenteil rennen, drüberspringen, umdrehen, das Kastenteil durchkriechen, wieder um den Medizinball herum, auf zum nächsten Kastenteil und wieder von vorne. Insgesamt waren drei Kastenteile innerhalb einer bestimmten Zeit zu meistern.
Beim Schnelligkeitstest mussten wir so schnell wie möglich einen Parcours hinter uns bringen, der durch zwei Kästen und ein Hütchen abgesteckt war. Die Gesamtstrecke lag bei ungefähr 70 Metern. Wenn man die Kästen oder das Hütchen erreicht hatte, musste man schnell die Richtung wechseln.
Den Abschluss des Sporttests machte der Cooper-Test. Dazu wurden wir in Vierergruppen aufgeteilt, und jeder von uns bekam eine Nummer ans Trikot geheftet. Beim Cooper-Test muss man innerhalb von zwölf Minuten so weit wie möglich laufen. Unsere Mindestanforderung lag bei 26 Hallenrunden, das sind etwa zwei Kilometer. Die Runden wurden von Polizisten gezählt. Jedes Mal, wenn wir an ihnen vorbeiliefen, haben sie uns unsere aktuelle Rundenzahl und die verbleibende Zeit angesagt. Zur Sicherheit hatte ich meine eigene Stoppuhr dabei, was mir bei der Kräfteeinteilung sehr geholfen hat.
In jeder Disziplin konnte man Bonuspunkte sammeln, die man sich in anderen Disziplinen anrechnen lassen durfte. So war es durch gute Leistungen im Kasten-Bumerang-Test und im Schnelligkeitstest möglich, die Laufzeit im Cooper-Test auf 12:30 Minuten auszudehnen.
Den Sporttest hat eine Person nicht bestanden.
Im Anschluss hatten wir 60 Minuten Mittagspause. Wir saßen in der Sonne und waren doch ziemlich erstaunt, dass von den ursprünglich 14 Teilnehmern nach einem halben Tag nur noch vier übrig waren.
Nach dem Mittagessen sollten wir in einem anderen Gebäude zum persönlichen Vorstellungsgespräch antreten. Darauf hatte ich mich dummerweise gar nicht vorbereitet – ich dachte, dass das Interview nur für den gehobenen Dienst vorgesehen ist. Zum Vorstellungsgespräch wurde jeder einzeln in einen Raum gerufen, in dem ein Polizist saß. Zuerst hat er sich kurz vorgestellt und Fragen zu meinen Hobbys (Volleyball und Reisen) gestellt. Anschließend ist er einen zehnseitigen Fragebogen durchgegangen: Wie verhalten Sie sich bei Partnerarbeiten? Haben Sie schon mal in eine Situation mit Gewalt eingegriffen? Würden Sie Ihren Nachbarn bei einer Kontrolle anders behandeln als einen Fremden? Haben Sie schon mal jemanden beschützt? Was machen Sie, wenn Sie wegen Verdachts auf Alkohol am Steuer einen Wagen anhalten, in dem der Fahrer, seine Frau und seine drei Kinder sitzen? Meine Antwort darauf war: Ich ziehe den Vater raus, befrage ihn getrennt von seiner Familie, ob er Alkohol getrunken hat, und erinnere ihn gegebenenfalls an die Vorbildfunktion für seine Kinder.
Das Interview dauerte insgesamt zehn Minuten. Danach musste ich fünf Minuten in einem anderen Raum warten, bevor man mich zum Abschlussgespräch rief. Hier hat man mir meine Ergebnisse mitgeteilt, ich bekam ein Feedback – und die feste Zusage für eine Anstellung (unter Vorbehalt des ärztlichen Befunds)! Das hat mich wahnsinnig gefreut! Ungefähr vier Wochen nach dem Auswahlverfahren erhielt ich die Zusage noch einmal schwarz auf weiß per Post. Das Schreiben enthielt auch das Datum der ärztlichen Untersuchung.
Bevor die eigentliche Untersuchung begann, musste ich erst einmal vier Blätter zu meiner Krankheitsgeschichte ausfüllen. Danach durfte ich Urin für den Drogentest abgeben, ich wurde gemessen, gewogen und meine Zähne und Ohren wurden begutachtet. Man fotografierte und vermaß mein Tattoo und notierte die Bedeutung des Motivs. Ebenfalls eingeplant waren ein Seh- und ein Hörtest. Vor dem Arzt musste ich mich dann gerade hinstellen, hinhocken, bewegen und die Arme ausstrecken; überprüft wurden unter anderem Atmung und Reflexe. Weiter ging's mit dem Belastungs-EKG. Auf einem Fahrrad-Ergometer musste ich sechs Minuten lang strampeln; alle zwei Minuten erhöhte sich die Schwierigkeit. Währenddessen atmete man in ein Lungenvolumengerät. Beim Abschlussgespräch mit dem Arzt habe ich noch einen Stapel Papiere mit Dingen in die Hand bekommen, die noch zu erledigen waren: Ich musste noch zu einer Untersuchung beim Frauenarzt und zu einer Untersuchung beim Augenarzt, außerdem sollte ich ein Röntgenbild von der Lunge machen lassen.
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Fit für den Eignungstest im Auswahlverfahren
ISBN 978-3-95624-062-1
324 Seiten18,90 €
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