Ich habe mich für den gehobenen Dienst beim Zoll beworben. Die Bewerbungsunterlagen setzten sich aus einem tabellarischen Lebenslauf, meinem Abiturzeugnis und einem vierseitigen Bewerberbogen zusammen. Diese Unterlagen musste ich zunächst per Post an die für mich zuständige Bundesfinanzdirektion schicken – in meinem Fall die Bundesfinanzdirektion in Potsdam. Ein paar Tage später bekam ich eine E-Mail: Ich solle bitte den Bewerberbogen nochmals ausfüllen und der Direktion zusenden. Würde ich das nicht machen, sei ich aus dem Auswahlverfahren ausgeschieden. Ungefähr zwei Monate nach meiner Bewerbung bekam ich die Einladung zum Einstellungstest, der zwei Wochen später stattfinden sollte.
Um 9 Uhr morgens ging es im Hauptzollamt Hannover los. Außer mir waren noch circa 12 weitere Prüflinge anwesend. Im Prüfungsraum erklärte uns ein Zollbeamter den Ablauf des Bewerbungsverfahrens: Nach Bestehen des Einstellungstests würden wir zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Auch über die Studieninhalte informierte er uns. Zum Einstellungstest selbst wurden überhaupt keine Infos gegeben. Es hieß nur: „Sie haben bis 13 Uhr – 4 Stunden – Zeit, um den Test zu bearbeiten. Sie dürfen sich Ihre Zeit frei einteilen und zwischen den einzelnen Aufgaben vor- und zurückblättern. Viel Erfolg!“ Zum Einstellungstest ist zu sagen, dass alle Aufgaben – abgesehen von den Arbeitsproben – im Multiple-Choice-Verfahren zu lösen waren.
Im Deutschtest musste ich erst mal meine Kenntnisse der Groß- und Kleinschreibung beweisen. Bei der nächsten Aufgabe war ein Begriff gegeben, etwa „Tafel“. Unter dem Begriff stand eine Liste von mehreren Wörtern, darunter „Schwamm“, „Kreide“ , „Whiteboard“ und „Spielzeug“. Welcher Begriff passt nicht zur Tafel?
Das Textverständnis wurde überprüft, indem wir uns einen längeren Text zum Thema DDR und Mauerfall durchlesen sollten. Unter dem Text wurden inhaltliche Fragen gestellt, die richtigen Antworten waren anzukreuzen. Dieser Prüfungsteil war für mich am leichtesten, denn die richtigen Antworten standen in exakt der gleichen Formulierung im Text.
Beim ersten Teil der Arbeitsprobe bekam ich folgendes Szenario vorgelegt: Mein Chef war für sechs Tage im Urlaub. Zu jedem Arbeitstag, an dem er nicht da war, habe ich einen ausführlichen Tagesbericht verfasst. Nun ist der Chef wieder zurück , und ich muss ihm alle Tagesberichte in Stichpunkten zusammenfassen.
Beim zweiten Teil hieß es, zu einem der Tagesberichte einen Zeitungsartikel zu schreiben. Die Geschehnisse an diesem Tag waren wirklich berichtenswert: Ein Promi hat versucht, heimlich einen Affen in die Bundesrepublik zu schmuggeln – Zollbeamte haben ihn allerdings dabei erwischt!
An den Arbeitsproben habe ich bestimmt anderthalb Stunden gesessen. Es war ziemlich schwierig, die richtigen Worte zu finden, vor allem beim Zeitungsartikel.
Der Mathematikteil des Einstellungstests war Gott sei Dank sehr dünn: Nur drei bis vier Aufgaben zum Dreisatz wurden hier abgefragt. Ich hatte definitiv mit mehr gerechnet. Eine Textaufgabe lautete ungefähr so: Drei Makler teilen sich eine Provision für eine verkaufte Eigentumswohnung. Frau Becker bekommt 200 Euro, was einem Anteil von einem Drittel entspricht. Frau Hoffmann bekommt 66,66 Euro. Wie viel Geld bekommt Herr Schulz? Welchen Anteil bekommt er?
Im Teilbereich Logik galt es zunächst, mehrere Zahlenreihen logisch fortzusetzen. Dann gab es noch einige Aussagen nach folgendem Schema: „Florian mag keine echten Mangos, aber liebt Mango-Eis. Wenn Florian wüsste, dass im Mango-Eis echte Mangos sind, würde er sich ärgern“. Stimmt diese Aussage oder stimmt sie nicht?
Der Allgemeinwissenstest bestand aus 10 Fragen zu verschiedenen Themen, darunter Geschichte, Geografie und Chemie. Wann war die Französische Revolution? Wo liegt das Erzgebirge? Diese Fragen waren noch recht einfach zu beantworten. Etwas umgehauen haben mich allerdings die Chemiefragen: Welchen Stoff bekommt man, wenn man a und b miteinander reagieren lässt? Auf solche schwierigen Fragen war ich schlichtweg nicht vorbereitet.
Spezifische Fragen zum Zoll und seinen Aufgaben wurden überhaupt nicht gestellt. Das wird wahrscheinlich erst im Vorstellungsgespräch drankommen. Fremdsprachen wie Englisch waren auch noch kein Thema. Am meisten Angst hatte ich, dass Fragen zum visuellen Denkvermögen drankommen. Das war auch nicht der Fall – allerdings weiß ich, dass räumliches Denken in den Vorjahren Bestandteil des Einstellungstests war.
Nach vier Wochen habe ich leider eine Absage für den gehobenen Zolldienst bekommen.
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