Einige Wochen nach Abschicken meiner Bewerbung erhielt ich Post vom Zoll – ich sei zum schriftlichen Auswahlverfahren eingeladen. Der Termin war knapp zwei Monate später in einer Dienststelle des entsprechenden Hauptzollamtes.
Um 8:30 Uhr fingen mit mir noch etwa 60 oder 70 weitere Bewerber mit dem Einstellungstest an. Die Aufgaben durften in beliebiger Reihenfolge bearbeitet werden, maximal waren jedoch 4 Zeitstunden gegeben.
Der Allgemeinwissen-Test bestand aus Multiple-Choice-Fragen zu unterschiedlichen Themengebieten. Hauptsächlich ging es um Politik, Geografie und Geschichte: Wer war der erste Bundespräsident? Welche Wirtschaftsform hat die BRD? Wie viele Länder grenzen an Deutschland? Wann war der Mauerfall?
Im Sprachverständnis-Test kamen ebenfalls Multiple-Choice-Fragen dran, dabei musste aus verschiedenen Schreibweisen eines Wortes die korrekte Rechtschreibung ausgewählt werden. Ein mehrseitiger Text zum Denkmalschutz von Schiffswracks wurde ebenfalls bearbeitet, zu diesem Text sollten Aussagen auf ihre Korrektheit überprüft werden, beispielsweise: „In Somalia sollen Wracks besser geschützt werden.“ Diese Aussage war falsch, weil sich der Text gar nicht auf Somalia bezog.
Der Mathematik-Test beschränkte sich zunächst auf die Grundrechenarten, Dreisatz, Zins- und Prozentrechnen. Zudem musste noch ein lineares Gleichungssystem gelöst werden. Ein Taschenrechner darf aber benutzt werden. Außerdem mussten Zahlenreihen fortgeführt werden: 1, 3, 15, 31 ... Die logische Antwort war hier 63.
In diesem Test gab es Fallbeispiele zu Gesetzestexten (Jugendschutzgesetz und Bürgerliches Gesetzbuch). Dabei kam es darauf an, die Informationen aus den Paragraphen auf eine Situation zu übertragen. Es musste beurteilt werden, wie lange ein Jugendlicher auf einem Bauernhof arbeiten darf und ob ein Vertrag gültig ist.
Im letzten Teil (der übrigens viele Punkte brachte) wurden mehrere Tätigkeitsberichte von Zollbeamten vorgelegt. Man selber sollte als Stellvertreter der Leitung eines Zollamtes Stichpunkte dazu anfertigen und sich auf die wesentlichen Informationen beschränken. Zum letzten Bericht musste außerdem ein Zeitungsartikel angefertigt werden – dabei war es wichtig, nicht zu viel zu schreiben. Insgesamt hat der Einstellungstest 2,5 Stunden gedauert. Knapp die Hälfte der Zeit entfiel dabei auf die Arbeitsprobe.
Nach 5 oder 6 Wochen Wartezeit bekam ich erneut Post: man wolle mich beim mündlichen Teil näher kennenlernen. Der Termin war ca. einen Monat später. Nach umfassender Vorbereitung ging es zu einer Außendienststelle des Hauptzollamtes, bei dem ich mich beworben hatte. Neben mir waren noch vier andere Bewerber anwesend.
Für die Gruppendiskussion hatten wir 20 Minuten Zeit und sollten über höhere Steuern auf ungesunde Lebensmittel diskutieren. Die Zeit verging fast zu schnell, denn nach Ablauf des Zeitlimits unterbrach der Vorsitzende der Kommission die Diskussion (das Zeitlimit war das absolute Maximum) und die anderen gingen zurück in den Aufenthaltsraum.
Ich sollte in einem anderen Raum für drei Minuten einen Sachverhalt durchlesen: Als Leiter eines Zollamtes sollte ich eine unzuverlässige Zöllnerin überzeugen, ordentlich zu arbeiten. Das gelang keinem von uns, aber viel wichtiger war dabei das eigene Verhalten. Schreie ich sie an (keine gute Idee) oder bin ich vernünftig (gute Idee). Nach fünf Minuten wurde das Rollenspiel unterbrochen, ich wurde abgelöst und erhielt die nächste Aufgabe.
In 30 Minuten sollten 20 Seiten Dokumente zu einem Dienstunfall zusammengefasst werden und innerhalb von vier Minuten der Kommission vorgestellt werden. Ich war der Einzige in der Gruppe, der dies vollständig geschafft hat; meine Mitbewerber wurden allesamt in der halben Stunde nicht fertig. Wie auch im schriftlichen Einstellungstest ging es hier um die Kerninformationen – keine unnötigen Details nennen.
Ich wurde zur Prüfungskommission geführt und sollte kurz meine schulische Laufbahn und meine Hobbys darstellen. Danach kamen Fragen zum Zoll selbst:
Welches Ministerium beaufsichtigt den Zoll und wer ist der entsprechende Minister? Welche Aufgaben hat der Zoll? Was unterscheidet Beamte von Angestellten? Angenommen, Sie bestehen das Auswahlverfahren, in welchem Bereich würden Sie arbeiten wollen?
Nach etwa 25 Minuten wurde ich entlassen und sollte auf Post vom Zoll warten. Wenn man den mündlichen Teil besteht, erhält man später erneut einen Brief mit einer Zusage oder einem Platz auf der Warteliste. 40% der Punktzahl sind dabei das Ergebnis des schriftlichen Teils, 60% ergeben sich aus dem mündlichen Verfahren.
Ob ich eingestellt werde, werde ich wohl in ein paar Wochen erfahren ...
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