Ich habe mich beim Zoll für den mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienst beworben. Zunächst einmal habe ich mich auf der Internetseite des Zolls informiert, wo und wie man sich zu bewerben hat. Je nachdem, wo man wohnt, ist nämlich eine bestimmte Bundesfinanzdirektion zuständig. Auf der Zoll-Homepage gibt es für jedes Bundesland eine Liste mit den jeweiligen Ansprechpartnern. Ich musste meine schriftliche Bewerbung – samt Anschreiben, Lebenslauf und vierseitigem Bewerberbogen – an die Bundesfinanzdirektion Nord in Hamburg schicken. Ungefähr sechs Wochen später erhielt ich eine Eingangsbestätigung meiner Bewerbung und den voraussichtlichen Zeitpunkt des schriftlichen Eignungstests. Noch einmal anderthalb Monate später kam die Einladung zum Eignungstest. Die Reisekosten zum Prüfungsort bekommt man übrigens auf Antrag vom Zoll erstattet.
Vor dem Test hatte ich ausgeschlafen und reichlich gefrühstückt. Für zwischendurch hatte ich mir eine Kleinigkeit zu Essen mitgenommen. Der Test sollte dreieinhalb Stunden dauern, wobei man sich die Zeit frei einteilen und zwischen den Aufgaben hin- und herblättern durfte.
Der Themenbereich Mathematik bestand zum Großteil aus Aufgaben zum Dreisatz und Prozentrechnen, diese Methoden sollte man also unbedingt vorher üben. Ein paar Aufgaben zum Umrechnen von Einheiten waren auch dabei: Wie viel sind 1.754 Zentimeter in Metern? Glücklicherweise kam bei mir kein Stoff aus der Geometrie vor.
Im Sprachteil galt es zunächst, per Multiple-Choice-Verfahren die richtige Schreibweise eines Wortes zu bestimmen. Anschließend erhielt man fünf Texte mit jeweils mehreren Fragen zum Inhalt. Auch hier musste man die richtige Antwortmöglichkeit ankreuzen. Die Texte waren unterschiedlich lang und auch vom Schwierigkeitsgrad her verschieden. Abschließend gab es noch eine sogenannte Subsumtionsaufgabe, bei der man ein Gesetz auf einen Sachverhalt anwenden muss. Ein Beispiel: Thomas (16 Jahre) möchte im Sommer 50 Stunden als Erntehelfer arbeiten, zu jeder Uhrzeit. Darf Thomas dies laut Gesetzeslage tun? Nun musste man den Sachverhalt mit einem Auszug aus dem Jugendarbeitsschutzgesetz abgleichen. Die Antwortmöglichkeiten lauteten „Thomas darf“, „Thomas darf nicht“ und „Thomas darf, aber nur, wenn …“.
Hier erhielten wir Multiple-Choice-Fragen zum Allgemeinwissen, die größtenteils aus den Bereichen Wirtschaft und Politik stammten. Wie viele Bundesländer hat Deutschland? Wer ist das Staatsoberhaupt Deutschlands? Wie heißt der deutsche Bundeskanzler? Wer ist in Deutschland für die Gesetzgebung verantwortlich? Wie setzt sich die Bundesversammlung zusammen?
Das Herausforderung der „Arbeitsprobe“ genannten Aufgabe bestand darin, eine Fülle von Informationen zusammenzufassen und dabei überflüssige Angaben wegzulassen. Inhaltlich ging es darum, einen kompakten Wochenbericht zu erstellen, in den der vorliegende E-Mail-Schriftverkehr und Geschehnisse wie die Krankheit eines Kollegen oder das Entlarven eines Drogenkuriers einfließen sollten. Wichtig: Alles musste in eigenen Worten wiedergegeben werden – es reichte also nicht, eine Meldung einfach eins zu eins abzuschreiben. Der Zoll achtet dabei übrigens nicht nur auf den Inhalt der Arbeitsprobe, sondern auch auf den Ausdruck und ein schönes Schriftbild.
Für die Arbeitsprobe hatte ich mir anderthalb Stunden Zeit eingeplant – das war auch nötig, denn das Schreiben allein dauerte schon einige Zeit.
Nach zwei Monaten erhielt ich die Mitteilung, dass ich den schriftlichen Test erfolgreich absolviert hätte und bald eine Einladung zum mündlichen Teil des Auswahlverfahrens erhalten würde.
Zum Interview solltet ihr zwar keinen Smoking tragen, aber ein ordentlicher Anzug – auch ohne Krawatte – ist auf jeden Fall eine gute Wahl. Um mich auf Tag 2 des Auswahlverfahrens vorzubereiten, habe ich mich mit den Strukturen des Zolls, mit dem Ausbildungsablauf und aktuellen weltpolitischen Themen auseinandergesetzt. Ein kleiner Tipp am Rande: Merkt euch auch das „Oberhaupt“ des Zolls, das kennen nämlich nicht alle. Der Zollchef ist der Bundesfinanzminister!
Im Interview saß ich ungefähr sechs Prüfern gegenüber. Jeder stellte sich kurz vor, auch ich kam darum nicht herum. Dabei sollte ich nicht nur meinen Lebenslauf „runterrattern“, sondern auch etwas Persönliches über mich erzählen. Ich sagte dazu, dass ich ein freundlicher und offener Mensch sei. Dann ging die Fragerei los: Themen waren der Aufbau der Zollverwaltung, die Anzahl der Mitarbeiter, die Aufgaben und Tätigkeitsgebiete des Zolls, der Ablauf der Ausbildung und der Berufsalltag. Anschließend fragte mich die Kommission über meinen Charakter und meine Motivation aus: Warum haben Sie sich für den Zoll entschieden? Wo sehen Sie Ihre Stärken, wo Ihre Schwächen? Was qualifiziert Sie für den Beruf? Warum sollten wir gerade Sie nehmen? Es empfiehlt sich, vorher über diese Fragen nachzudenken und die Antworten in Stichpunkten aufzuschreiben.
Alle Prüfer waren sehr höflich und nett und haben mir geholfen, wenn ich nicht weiterkam.
Das Gruppengespräch drehte sich um ein vorgegebenes gesellschaftliches Thema. Unsere Gruppe musste die Diskussion selbstständig starten und führen. Natürlich wird im Gruppengespräch nicht nur darauf geachtet, welche Argumente man vorbringt – sondern auch darauf, wie man das tut und wie aktiv man sich an der Diskussion beteiligt. Beim Gespräch ist es sehr wichtig, höflich zu allen Gesprächspartnern zu sein und niemanden persönlich anzugreifen oder zu beleidigen. Soziale Kompetenzen spielen nämlich auch im Beruf eine entscheidende Rolle.
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