„November Rain“ im Radio, Novemberregen auf der Straße: hoffentlich kein schlechtes Omen für meinen schriftlichen Einstellungstest bei der Oberfinanzdirektion Rheinland in Köln? Immerhin war zumindest schon mal die Vorauswahl überstanden, was angeblich nur die Hälfte der Bewerber beim Zoll schafft – positiv denken! Nun also der laut Einladung dreistündige Eignungstest.
Nach der eher sachlichen Begrüßung durch die anwesenden Zollprüfer ging es auch schon los. Inhaltlich würde ich sagen: mittleres bis höheres Niveau, schwer war unter anderem der Matheteil. Neben einfachen Rechnungen zu den Grundrechenarten und ein paar Textaufgaben mit Dreisatz bekamen wir es dabei mit Zins- und Prozentrechnungen zu tun. Nicht überraschend, dass man das beim Zoll beherrschen muss, also hatte ich es vorher gut geübt.
Im Abschnitt Sprachverständnis war die Aufgabe „Gesetzestexte anwenden“ mit am kompliziertesten, die einiges an Konzentration verlangt. Darüber hinaus hatten wir eine Erörterung zu verfassen. Die Gliederung und Formulierung der Argumente ging mir leicht aus der Feder, aber dieses dauernde auf Rechtschreibfehler achten hat mich aus dem Fluss gebracht. Genauso war es bei der Postkorbübung, in der wir einen ganzen Stoß von unterschiedlichen Schreiben sortieren und in Bezug auf verschiedene Fragen auswerten mussten. Abgerundet wurde der schriftliche Einstellungstest beim Zoll durch einen Wissenstest mit Fragen zu Wirtschaft, Politik, Kultur etc.
Wer im Zahlen- und Sprachverständnis ausreichend punktet und mindestens 50 von 100 Punkten erreicht, schafft es zur nächsten Zoll-Auswahletappe: der mündlichen Prüfung.
Drei Monate Wartezeit später stand dann der mündliche Teil des Auswahlverfahrens an. Dank Anzug und Krawatte war ich kleidungstechnisch auf der sicheren Seite, als Mitglied der Sakko-und-Stoffhose-Fraktion kommt man (zumindest im mittleren Dienst) natürlich auch über die Runden. Von den Kandidaten in Jeans und Pulli habe ich im Sporttest allerdings keinen mehr wiedergesehen …
Die mündliche Prüfung bestand aus zwei Teilen, einem Gruppengespräch und einem Einzelgespräch. Für die Gruppendiskussion haben wir zu fünft in eine Runde gebildet, bekamen von einem Moderator ein Thema vorgestellt und durften dann darüber reden. Hier sind Meinungsfreude und aktives Einbringen gern gesehen. Man sollte zu politischen Themen einen Standpunkt vertreten können.
Im Einzelgespräch beim Zoll ging es um die üblichen Fragen: Warum wollen Sie beim Zoll anfangen, was zeichnet Sie aus, was wissen Sie über den Zoll? Die wichtigsten Infos zum Zoll findet man übrigens leicht im Internet, die sollte man sich auf jeden Fall vorher anschauen. Ein Zollbeamter macht ja mehr als nur an der Grenze stehen und Waren kontrollieren. Die Personalverantwortlichen wollen wissen, ob man sich für seine Berufswahl auch wirklich mit dem Zollberuf beschäftigt hat. Wichtig ist dabei, die Zollprüfer von seiner Motivation zu überzeugen: „Mitläufer“, die nur einen sicheren Job wollen, werden ausgesiebt. Für mich sollte es zwei Monate später mit dem Sporttest weitergehen.
Station 1 beim Zoll-Sporttest war das gute alte Bankdrücken, nach dem es – sozusagen in umgekehrter Richtung – mit dem Bankziehen weiterging. Es folgte ein Hochsprung aus dem Stand, danach galt es beim Wendelauf zwischen zwei Kästen zweimal hin und her zu laufen. Bis hierhin war alles trainierbar und keiner hatte Probleme. Anschließend wartete jedoch der Hindernisparcours: Durch ein Kastenteil kriechen, über eine umgedrehte Bank laufen, Sprossenwände erklettern und einen Turnkasten überhangeln, das alles natürlich auf Zeit. Eine harte Aufgabe, die man in dieser Form vorher kaum üben kann. Hier gab es die meisten Schwierigkeiten. Teilt euch die Kraft gut ein, die Prüfer sagen die Zwischenzeiten regelmäßig durch.
Nach dem kollektiven Abbauen(!) und einer kurzen Pause ging es ab auf die Bahn zum 2.000-Meter-Lauf. Dank fleißigem Joggen vor dem Test für mich kein Problem, die Mindestanforderung von 12 Minuten zu schaffen. Ein Durchschnittstempo von 10 km/h sollte für jeden machbar sein. Trotzdem hatte man bei manchen den Eindruck, dass sie gerade den Hawaii-Triathlon hinter sich bringen müssten, und einer schaffte es tatsächlich nicht. Dabei darf man sogar einige Meter spazieren gehen, solange man nicht stehenbleibt. So gnädig ist der Zoll. Überhaupt war die Atmosphäre beim Sporttest super, auch dank der echt freundlichen Prüfer. Wenn man eine Disziplin knapp versägt hat bekam man meist noch eine zweite Chance. Die brauchte ich glücklicherweise nicht.
Nach dem Sporttest war wieder einmal warten angesagt. Erst eine Woche, dann noch eine, dann noch eine … Zeit für einen Anruf bei der OFD: Die endgültige Entscheidung würde erst dann getroffen, wenn alle Sporttests gelaufen seien, nämlich Ende Juni. Na, vielen Dank. Und wenn es nicht klappt mit der Stelle? Dringende Empfehlung: Haltet eure Augen für mögliche Jobalternativen offen, damit es nach einer eventuellen Absage trotzdem weitergeht. Die Zusage traf bei mir erst einen guten Monat vor dem Ausbildungsbeginn ein.
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