Was geht hinter der kontrollierten Fassade eines Bewerbers wirklich vor? Wie robust ist sein Nervenkostüm unter Extrembedingungen? Um das herauszufinden, setzen manche Personaler die Technik der Stressfrage ein. Bei diesem Griff in die Trickkiste geht es nicht immer vollkommen fair zu, doch die oberste Grundregel lautet: kühlen Kopf bewahren, nicht einschüchtern lassen und keine Gegenangriffe starten.
Egal, welche Stressfragen die Interviewer stellen: Es handelt sich immer noch um eine Prüfungssituation, und eine Stressfrage ist nichts anderes als eine spezielle Form von Prüfungsaufgabe. Bei der die Personaler mit nüchternem Blick beobachten, wie sich der in die Enge getriebene Kandidat verhält.
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Bevor du in ernste Selbstzweifel verfällst, halte dir noch einmal deutlich vor Augen, worum es bei Stressfragen geht: nämlich darum, dich unter Druck zu setzen – Verunsicherung ist Programm. Der hämisch klingende Begleitkommentar „Bis jetzt sind wir noch nicht überzeugt“ ist also nicht als Zwischenbewertung deines bisherigen Auftritts zu sehen, sondern als taktisches Mittel. Die Interviewer kennen deine Qualifikationen. Betrachte die (vermeintlich) überkritische Stressfrage als Ansporn zu einem überzeugenden Plädoyer in eigener Sache. Wenn du diese Erwartung erfüllst, kommst du dem Ausbildungsplatz tatsächlich einen großen Schritt näher.
Lässt man den zweiten Satz als bloßen „Stresserzeuger“ beiseite, kommt die eigentliche Kernfrage zum Vorschein. Und die lautet ziemlich unspektakulär: „Können Sie uns sagen, warum wir uns für Sie entscheiden sollen?“ Kein Thema, selbstverständlich kannst du das! Deine Gesprächspartner sollen sich für dich entscheiden, weil du für den Beruf – und speziell für den Ausbildungsplatz im gewählten Betrieb – sehr gut geeignet bist.
Was das genau bedeutet, hast du in den vergangenen Gesprächsminuten schon einige Male angedeutet. Nun hast du die Gelegenheit, noch einmal offen mit persönlichen Kompetenzen, schulischen Qualifikationen, Praktika und anderen Vorkenntnissen aufzutrumpfen. Aber übertreibe es nicht, und beziehe dich konkret auf den gewählten Betrieb und die ausgeschriebene Stelle.
„Den Beruf des Bürokaufmanns finde ich sehr interessant. Speziell Ihr Angebot spricht mich sehr an – deswegen habe ich mich schließlich beworben. Und ich denke, dass ich auch die Voraussetzungen dafür mitbringe. In Ihrer Stellenanzeige stand: Sie suchen Bewerber, die einen guten Schulabschluss und Spaß am Organisieren haben, und beides habe ich. Was Büroarbeit heißt und wie gewisse Abläufe funktionieren, darüber weiß ich schon ein bisschen Bescheid durch mein dreiwöchiges Praktikum bei einem Gastronomie-Großhändler. Außerdem kenne ich die typische Büro-Software, vor allem Office-Programme: Die haben wir zum einen im Informatik-Unterricht durchgenommen, zum anderen nutze ich sie auch privat ziemlich häufig. Beim Tag der offenen Tür im Oktober habe ich mich über Ihren Betrieb genauer informiert. Danach stand für mich fest, dass ich die Ausbildung zum Bürokaufmann hier absolvieren will – und daran hat sich nichts geändert. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn es klappt.“
Die häufigsten Fragen, die besten Antworten – sicher zum Ausbildungsplatz
ISBN 978-3-95624-000-3
378 Seiten24,95 €