Anfang März lag endlich das Einstellungsangebot der Polizei Rheinland-Pfalz in meinem Briefkasten. Hier möchte ich euch einen ausführlichen Einblick über das gesamte Auswahlverfahren geben.
Die Bewerbung
Beworben habe ich mich für den Einstellungstermin Oktober 2018. Meine Bewerbung habe ich im Juni 2017 über das Online-Portal der Polizei Rheinland-Pfalz eingereicht. Dazu legt man sich zuerst ein Bewerberkonto an, dann füllt man die vorgegebenen Felder aus und lädt am Ende die geforderten Unterlagen als PDF-Datei hoch (Zeugniskopie, Kopie der Abstammungsurkunde etc.). Nach sieben Schritten ist die Bewerbung fertig. Eine große Erleichterung ist, dass man kein Anschreiben formulieren muss.
Die Einladung zum Auswahlverfahren erhielt ich im November 2017 per E-Mail.
Auswahlverfahren, 1. Tag: Computertest, Sporttest, strukturiertes Interview
Das Auswahlverfahren dauert insgesamt zwei Tage. Auf dem Bewerberportal der Polizei findet ihr eine Liste mit günstigen Übernachtungsmöglichkeiten. Ich habe in einem schönen Winzercafe übernachtet und kann diese Variante nur empfehlen.
Für den ersten Auswahltag musste ich Anfang Dezember nach Wittlich-Wengerohr. Die Prüfungen begannen frühmorgens um 7:30 Uhr und zogen sich bis in den Nachmittag.
Mit mir waren noch zwölf andere Bewerber vor Ort. Nach der üblichen Begrüßung ging es sofort mit dem PC-Test los.
Der Computertest
Der Computertest unterteilt sich in drei Teile, die alle bestanden werden müssen:
- Sprach- und Rechtschreibtest
- Konzentrationstest
- Intelligenztest
Sprach- und Rechtschreibtest
Der Sprach- und Rechtschreibtest besteht aus einem Lückendikat mit 20 Sätzen. Dabei muss man fehlende Wörter ergänzen, nachdem man sich die vollständigen Sätze über Kopfhörer angehört hat. Es kommen nur wenige wirklich schwierige Wörter vor, und man kann sich jeden Satz beliebig oft anhören. Die Sätze sind unterschiedlich lang; manchmal muss man nur ein Komma einfügen.
Das Lückendiktat hat ungefähr 20 Minuten gedauert. Ich kam nicht unter Zeitdruck und ich glaube, meine Mitbewerber auch nicht.
Konzentrationstest
Dieser Test wird mit einer Spezialtastatur durchgeführt, die nur einen grünen und roten Knopf besitzt. Auf dem Bildschirm erscheinen lauter Buchstaben b, d und q mit kleinen Strichen darüber und darunter. Eure Aufgabe ist es, immer die grüne Taste zu drücken, wenn ein b mit insgesamt zwei Strichen – egal an welcher Stelle – erscheint. Andernfalls müsst ihr die rote Taste drücken.
Hier kann man nur sagen: Das Zauberwort heißt „Konzentration“. Der Test dauert fünf Minuten und ihr müsst euch wirklich anstrengen, um möglichst viele Reihen zu schaffen. Wenn ihr diesen Test überstanden habt, dann werdet ihr mit einer Pause belohnt.
Intelligenztest
Dieser Test ist der umfangreichste und geht über ca. zwei Stunden. Testbausteine sind:
- verbales logisches Schlussfolgern (Analogien, Syllogismen): Hier kann man nur sagen, dass ihr euch die bekannte Literatur anschauen solltet. Die Bücher sind zwar nicht ganz günstig, aber bereiten einen super auf diese Aufgaben vor.
- numerisches logisches Schlussfolgern (Zahlenreihen, Rechenaufgaben): Auch hier finden sich in den Büchern und im Internet unzählige Übungsmöglichkeiten. Es dürfen keinerlei Hilfsmittel benutzt werden, außer einem Schmierpapier für Nebenrechnungen. Bei den Rechenaufgaben geht es um die schriftliche Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division von natürlichen Zahlen und von Brüchen. Außerdem sollte man sich noch einmal Rechenaufgaben zum Wurzelziehen anschauen. Alles in allem sind die Aufgaben machbar.
- figurales logisches Schlussfolgern (Figurenkombinationen): In der Mitte des Bildschirms wird eine Figur gezeigt und am Rand fünf weitere. Welche dieser Figuren ist identisch mit der mittleren?
- Merkfähigkeit: Ihr bekommt zwölf Minuten Zeit, um euch zehn Steckbriefe einzuprägen. Die Steckbriefe enthalten Angaben zu Verbrechern (z. B. Name, Alter, Größe, Autokennzeichen, Wohnort). Nach Ablauf der Einprägezeit müsst ihr innerhalb von zehn Minuten teilweise recht knifflige Fragen dazu beantworten.
- polizeiliche Situationen: Es wird eine polizeitypische Situation mit fünf möglichen Handlungsmöglichkeiten geschildert. Hier müsst ihr euch in die Lage hineinversetzen und die angemessendste Antwort auswählen.
Damit endet der Computertest. Die Ergebnisse werden nach kurzer Wartezeit vom Prüfer mitgeteilt. Zwei Teilnehmer mussten uns leider verlassen, für den Rest ging es direkt weiter zum Sporttest.
Der Sporttest
Auch der Sporttest gliedert sich in mehrere Teile:
- Überprüfung der Kraft: Ihr müsst euch an einer Klimmzugstange hochziehen und mit dem Kinn über der Stange halten. Männer müssen mindstens 30 Sekunden schaffen, Frauen mindestens 6 Sekunden.
- Überprüfung der koordinativen Fähigkeiten: Hier wird der „Kasten-Bumerang-Test" durchgeführt. Infos hierzu gibt es im Bewerberportal.
- Überprüfung der Ausdauer: Ihr wechselt von der Halle auf den Sportplatz und absolviert den „Cooper-Test", das heißt: Ihr müsst in zwölf Minuten so weit wie möglich laufen (Männer mind. 2.400 m, Frauen mind. 2.000 m).
Am Sporttest ist ein Bewerber gescheitert. Danach könnt ihr duschen gehen und es gibt eine knapp einstündige Pause. Im Anschluss werden die strukturierten Interviews durchgeführt – ich kann euch nur empfehlen, dafür Wechselkleidung mitzunehmen.
Das Strukturierte Interview
Im Wartebereich wurde ich von einem Kommissar abgeholt und zu einem Raum geführt, in dem noch ein anderer Prüfer saß. Die beiden waren etwa 35 und 50 Jahre alt und machten einen sehr netten Eindruck.
Nach einer kurzen Vorstellung stellten sie mir Fragen zu meinem Lebenslauf. Nutzt diese Chance, wichtige Ereignisse in eurem Leben hervorzuheben. Lasst euch keine Lügen einfallen und bleibt authentisch. Ich selbst bin eher ein lockerer Mensch, das habe ich auch im Gespräch rübergebracht. Die Prüfer merken es, wenn man krampfhaft versucht, übertrieben freundlich zu wirken. Bleibt ihr selbst!
Nach dem biographischen Teil ging es um meine Motivation und ich wurde gefragt, was ich so alles über die verschiedenen Einheiten der Polizei weiß. Hier reicht es, einen groben Überblick zu haben.
Danach kamen einige situative Fragen zu polizeilichen Situationen. Hier wollten die Prüfer wissen, wie ich selbst reagieren würde. Ihr braucht dafür kein fachliches Vorwissen, sondern nur einen gesunden Menschenverstand.
Am Ende erhält man ein Feedback und eine Einschätzung, ob eine Einstellung wahrscheinlich ist. Ich habe eine vorläufige Einstellungszusage erhalten und konnte nach einem langen Tag glücklich nach Hause fahren.
Auswahlverfahren, 2. Tag: Die polizeiärztliche Untersuchung
Ungefähr vier Wochen später folgte die ärztliche Untersuchung. Der Tag begann wieder um 7:30 Uhr in Wittlich-Wengerohr. Die meiste Zeit dieses Tages verbringt ihr im Wartezimmer – nach jeder einzelnen Untersuchung gibt es eine mehr oder weniger lange Pause.
Auf dem Programm stand Folgendes:
- Hörtest
- Lungenfunktionstest
- Sehtest
- Urintest
- Belastungs-EKG
Die Mitarbeiter des medizinischen Dienstes sind alle freundlich und erklären die Untersuchungen alle ausführlich. Für das Belastungs-EKG sollte man über eine gute Kondition verfügen und nicht ganz unsportlich sein.
Am Ende hat man ein ausführliches Gespräch mit dem Amtsarzt, der einen einmal durchcheckt und über die Testergebnisse schaut. Wenn man hier keine größeren Wehwehchen hat, ist die polizeiärztliche Untersuchung keine große Sache.