In welchen Berufen sind Überstunden in der Ausbildung an der Tagesordnung? Wann ist die Mehrarbeit erlaubt, wann nicht?
Immer pünktlich zum Feierabend nach Hause gehen – davon können viele Berufseinsteiger nur träumen. Fast 40 Prozent der Azubis arbeiten regelmäßig länger, wie eine Umfrage des Jugendverbands des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB-Jugend) ergab. Dabei zeigten sich große Unterschiede zwischen den Branchen und Berufen.
Überstunden in der Ausbildung: Was ist erlaubt?
Grundsätzlich gilt: Zu Überstunden in der Ausbildung kann man nicht gezwungen werden. Ist der Azubi nicht damit einverstanden, muss er auch keine Überstunden machen. In der Praxis kommt es natürlich gut an, wenn man bei Engpässen und Härtefällen auch mal länger im Betrieb bleibt.
Um Auswüchsen vorzubeugen, hat der Gesetzgeber allerdings klare Grenzen gezogen. So dürfen Minderjährige in Ausbildung inklusive Überstunden nicht mehr als 40 Wochenstunden arbeiten, Erwachsene nicht mehr als 48 Wochenstunden. Zur Arbeitszeit zählt auch die Zeit in der Berufsschule. Außerdem müssen die Überstunden dem Zweck der Ausbildung dienen – ausbildungsfremde Tätigkeiten sind also tabu. Darüber hinaus muss der Arbeitgeber die Überstunden durch Lohn- oder Freizeitausgleich erstatten, und zwar mit Sonderzuschlag.
Viele Überstunden in Gastgewerbe und Einzelhandel
Laut der DGB-Umfrage leisten knapp 80 Prozent der Azubis, die regelmäßig überziehen, wöchentlich bis zu fünf Stunden Mehrarbeit. 17 Prozent erhalten für Überstunden keinen Ausgleich. Wer eine technisch-industrielle Ausbildung durchläuft, ist davon weniger betroffen – in diesem Berufsfeld fallen kaum Überstunden an. Anders ist die Lage im Einzelhandel und im Gastgewerbe: Angehende Köche, Hotelfachleute, Verkäufer und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk arbeiten oft länger als erlaubt.
Auf Grundlage der Umfrage hat die DGB-Jugend die Ausbildungsqualität in den populärsten Ausbildungsberufen abschließend bewertet. Berücksichtigt wurden Ausbildungszeiten, Überstunden, die Nacharbeit des Berufsschulunterrichts und der Überstundenausgleich.
Berufe mit den besten Bewertungen bei Ausbildungszeiten und Überstunden:
Industriemechaniker / Industriemechanikerin |
Zerspanungsmechaniker / Zerspanungsmechanikerin |
Mechatroniker / Mechatronikerin |
Bankkaufmann / Bankkauffrau |
Elektroniker / Elektronikerin für Betriebstechnik |
Quelle: DGB-Jugend, Ausbildungsreport 2015
Berufe mit mittleren Bewertungen bei Ausbildungszeiten und Überstunden:
Industriekaufmann / Industriekauffrau |
Steuerfachangestellter / Steuerfachangestellte |
Fachkraft für Lagerlogistik |
Kaufmann / Kauffrau im Groß- und Außenhandel |
Kaufmann / Kauffrau für Büromanagement |
Metallbauer / Metallbauerin |
Elektroniker / Elektronikerin |
Fachinformatiker / Fachinformatikerin |
Medizinischer Fachangestellter / Medizinische Fachangestellte |
Tischler / Tischlerin |
Kfz-Mechatroniker / Kfz-Mechatronikerin |
Kaufmann / Kauffrau im Einzelhandel |
Maler und Lackierer / Malerin und Lackiererin |
Anlagenmechaniker / Anlagenmechanikerin |
Friseur / Friseurin |
Quelle: DGB-Jugend, Ausbildungsreport 2015
Berufe mit den schlechtesten Bewertungen bei Ausbildungszeiten und Überstunden:
Fachverkäufer / Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk |
Verkäufer / Verkäuferin |
Zahnmedizinischer Fachangestellter / Zahnmedizinische Fachangestellte |
Hotelfachmann / Hotelfachfrau |
Koch / Köchin |
Quelle: DGB-Jugend, Ausbildungsreport 2015
Weitere Infos
Dr. Azubi: Fragen zum Thema Überstunden? Das Hilfsportal „Dr. Azubi“ der DGB-Jugend hilft anonym und kostenlos bei Problemen in der Ausbildung.
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