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Es ist paradox: Die Wirtschaft boomt, Betriebe suchen Mitarbeiter und wollen Fachkräfte ausbilden – aber finden zu wenige Azubis. Laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) konnten zuletzt 34 Prozent aller Unternehmen überhaupt keinen Azubi einstellen, 17.000 Betriebe erhielten nicht einmal eine Bewerbung für ausgeschriebene Stellen. Die Bundesagentur für Arbeit zählte in 2017 knapp 49.000 unbesetzte Ausbildungsplätze. All diese Zahlen sind historische Spitzenwerte. Und sie bestätigen die Trends aus dem Azubi-Report 2018.
Im Azubi-Report beklagen 73 Prozent der Unternehmen, dass Ausbildungsstellen frei geblieben sind. Besonders schlimm trifft es die Branchen Transport und Logistik, Technik sowie Naturwissenschaft und Pharmaindustrie: Hier haben alle Betriebe Probleme mit der Rekrutierung von Nachwuchs. Auch in Gastronomie und Tourismus, Handel und Handwerk sieht es nicht besser aus: Mehr als drei Viertel der Betriebe können nicht alle Stellen besetzen. Im Bereich Finanzen und Steuern geben 9 Prozent sogar an, generelle Besetzungsprobleme zu haben. Einzig die IT-Branche zeichnet ein tadelloses Bild, wie die folgende Grafik zeigt:
Quelle: Azubi-Report 2018
Es stellt sich also die Frage: Warum haben so viele Unternehmen und ganze Branchen derartige Nachwuchsprobleme? Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat einerseits geografische Ungleichgewichte ausgemacht: Die Bewerber leben teilweise nicht dort, wo es viele freie Ausbildungsplätze gibt. Zudem bemängeln im Azubi-Report 95 Prozent der Unternehmen die Qualität der Bewerbung als unzureichend. Andererseits erfasst der Azubi-Report die nötige Ausdauer auf dem Weg zum Ausbildungsplatz: Durchschnittlich braucht es 21 Bewerbungen und drei Monate, bis es mit der Vertragsunterschrift klappt. Allerdings lässt die Studie zusätzlich einen für die Wirtschaft unangenehmen Schluss zu: Junge Leute haben einfach kein Interesse an bestimmten Berufen.
Der Hauptgrund für Bewerbungen war demnach für 74 Prozent der Befragten das Interesse am Beruf. Gleichzeitig waren nur für etwa die Hälfte gute Zukunftsaussichten eine entscheidender Faktor der Berufswahl. Und gerade einmal 21 Prozent fanden das Gehalt nach der Ausbildung wichtig. Für die Fachkräfte von morgen ist also der persönliche Bezug zum Beruf ausschlaggebend: Künftige Auszubildende wollen eine sinnvolle Tätigkeit, die manche Branche nicht zu bieten hat – im Gegensatz zu den Berufen in Gesundheit und Pflege, die am beliebtesten bewertet wurden.
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