Fähigkeiten, die über das eigentliche Wissen für den Ausbildungsplatz hinausgehen, kann man eigentlich nicht genug haben. Eigentlich sind die für einen Arbeitgeber wichtigsten Fähigkeiten, nach denen er seine Bewerber durchleuchtet, diejenigen, die unabdingbar für die Ausbildung sind.
Wer etwa eine Ausbildung zum Bauzeichner machen will, benötigt zwingend ein gutes Händchen für Zeichnungen und räumliches Verständnis. Und ohne hervorragende mathematisch-physikalische Kenntnisse geht es beim Elektroniker ebenfalls nicht.
Das sind sozusagen die Primärtugenden. Doch auch in der Berufswelt gibt es Sekundärtugenden; Fähigkeiten, die man vielleicht nicht unbedingt dafür benötigt, um die Ausbildung erfolgreich zu absolvieren. Aber welche, die einfach das menschliche „Gesamtpaket“ attraktiver machen und somit die Chancen für einen Ausbildungsplatz erhöhen.
1. Digital Knowledge
Die Generation, die in diesen Tagen in die Ausbildung geht – also die um oder kurz nach dem Jahrtausendwechsel Geborenen - gehören zu den ersten, die wirklich von klein auf mit der Digitalisierung konfrontiert wurden. Damit haben die Digital Natives, so der Fachbegriff, einen gewaltigen Vorteil gegenüber allen, die vor ihnen geboren wurden. Sie gehen mit der Digitalisierung in all ihren Ausprägungen weit weniger ängstlich um – etwas, das sich zwar erlernen lässt, dazu aber weitaus größere Kraftanstrengungen benötigt.
Allerdings: Zu wissen, wie man ein Smartphone bedient, ist kein Berufsskill. Viel mehr gehört es dazu, überhaupt zu wissen, was digital überhaupt bedeutet und wie die technischen Grundlagen dahinter aussehen.
2. Führerschein
Es gehört zu den großen Irrtümern, zu glauben, dass der Führerschein nur dann einstellungsrelevant sei, wenn man sich für einen Job bewirbt, bei dem es nötig ist, Fahrzeuge zu reparieren oder im Außendienst zu arbeiten.
Denn ganz gleich ob man ein eigenes Auto hat oder nicht, der Führerschein erweitert ganz einfach die Optionenpalette an Tätigkeiten. Es gibt eine Vielzahl an Lizenzen, welche erworben werden können, aber es reicht in der Regel schon der ganz normale Klasse-B-Führerschein für PKW. Damit erwirbt man gleichzeitig auch die Klassen AM (Mofas) und L (Zugmaschinen bis 40km/h). Warum der Führerschein von Vorteil sein könnte, zeigt folgendes Beispiel: Als Auszubildender zum Fachinformatiker könnte man mal schnell Ersatzteile einkaufen oder gar für kleine Aufträge zu Kunden rausfahren.
Die Fahrberechtigung ist auf jeden Fall in vielen kleinen „Ausnahmesituationen“ unheimlich hilfreich und deshalb auch abseits des reinen Pendelns relevant.
3. Emotionale Intelligenz
Was ist emotionale Intelligenz? Es ist die Fähigkeit, die Stimmungslage und Gefühle anderer Menschen einzuschätzen und sich basierend darauf korrekt zu verhalten.
Und obwohl man glauben könnte, dass diese Fähigkeit sich nur im Umgang mit Kunden bezahlt macht, hat sie doch ein weitaus größeres Anwendungsgebiet. Sie ist deshalb so wichtig, weil sie einen in die Lage versetzt, sich mit jedem Gegenüber und seinen Befindlichkeiten besser zu identifizieren und darüber letztendlich schnellere und präzisere Problemlösungen zu finden. Emotionale Intelligenz macht es einem leichter, sich in ein großes, vielleicht auch noch internationales Team aus höchst unterschiedlichen Charakteren mit sehr diversem kulturellen Background einzufügen.
4. Disziplin und Selbstdisziplin
In der heutigen Gesellschaft hat der Begriff Disziplin keinen guten Stand. Viele assoziieren damit autoritäre Erziehung, Gehorsam, Selbstverleugnung, also sehr negativ empfundene Eigenschaften. Leider ist das jedoch eine sehr einseitige Sicht der Dinge – schon, weil all diese Punkte eine extreme Ausprägung von Disziplin darstellen.
Doch weil dieser Disziplinbegriff so breit akzeptiert ist, führte er dazu, dass gerade junge Menschen heute weder zuhause noch schulisch selbst „normale“ Disziplin mitbekommen. Seit Jahren kritisieren Arbeitgeber daher folgerichtig, dass die Disziplin von Auszubildenden sich dramatisch verschlechtere.
Wer hingegen Disziplin mitbringt – und die kann sich beispielsweise schon darin zeigen, trotz des jugendlichen Alters in einem angemessen-seriösen Outfit ohne Jeans und Turnschuhe zum Vorstellungsgespräch zu erscheinen – kann sicher sein, einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
5. Fingerfertigkeit
Für alles gibt es einen Fachmann. Aber: Je kleiner das Unternehmen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass dies durch Externe erledigt werden muss. Und das kostet Geld – einmal ganz abgesehen davon, dass man je nach Problemstellung nicht „mal eben“ jemanden bekommt, sondern enorm lange auf einen Handwerker warten kann – zehn Wochen sind es mittlerweile im Durchschnitt.
In diesem Sinne bekommt ein Auszubildender, der zumindest grundlegende technische Fingerfertigkeiten besitzt, einen ganz anderen Wert für das Unternehmen. Natürlich steht es nicht auf dem Ausbildungsplan eines Großhandelskaufmanns, aber wer somit seinem künftigen Arbeitgeber Zeit und Geld einsparen kann, hat Pluspunkte sicher.
Wer also gerne bastelt, sich als Heimwerker, Hobbyschrauber betätigt, sollte es in jedem Fall unter „Zusätzliche Fähigkeiten“ in der Bewerbungsmappe vermerken.
6. Englisch
Die Welt spricht Englisch. Bloß hat dieses Englisch mit unserem Schulenglisch oft erstaunlich wenige Schnittmengen.
Die Welt wächst mittlerweile an allen Stellen zusammen. Ein zumindest holperfreies Englisch ist beinahe Pflicht – schon, weil auch der deutsche Mittelstand (und nicht nur die Großindustrie) heute davon lebt, über unsere Landesgrenzen hinaus Handel zu treiben.
Für den Alltag ist es wichtig, die Sprache ohne Vorlaufzeit wechseln zu können. Ein Business-Englisch-Lehrgang oder eine Sprachreise zwischen Schulende und Ausbildungsbeginn ist daher nicht die schlechteste Idee.
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