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Die deutschen Ausbildungsbetriebe suchen dringend Azubis: Fast ein Drittel (31 Prozent) konnte 2016 nicht alle freien Ausbildungsplätze besetzen – 26 Prozent dieser Betriebe (insgesamt 15.500) erhielten überhaupt keine Bewerbungen. Dies geht aus einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor. Zum Vergleich: 2012 lag die Zahl der Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsstellen noch bei 22 Prozent. Und nur acht Prozent davon erhielten gar keine Bewerbungen.
Besonders heftig traf es zuletzt das Baugewerbe. Weil dort viele Auftragsbücher zum Platzen gefüllt sind, wurden viele Azubis gesucht. Aber 42 Prozent der Betriebe konnten 2016 nicht alle freien Ausbildungsplätze besetzen, das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch Medienbetriebe hatten bei der Nachwuchssuche größere Schwierigkeiten. Die Lage im Gastgewerbe hat sich leicht entspannt, obwohl das Überangebot freier Ausbildungsstellen noch immer groß ist.
Branche |
Nein (2016) |
Nein (2015) |
---|---|---|
Gastgewerbe |
58 % |
61 % |
Baugewerbe |
42 % |
30 % |
Verkehr (Transport/Logistik) |
35 % |
33 % |
Handel |
31 % |
33 % |
Banken/Versicherungen |
29 % |
23 % |
Industrie (ohne Bau) |
28 % |
30 % |
Sonstige Dienstleistungen |
28 % |
28 % |
Gesundheit/Pflege |
25 % |
25 % |
IT |
24 % |
24 % |
Medien |
21 % |
14 % |
Unternehmensorientierte Dienste |
19 % |
29 % |
Immobilien |
8 % |
11 % |
Durchschnitt |
31 % |
31 % |
Quelle: Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)
Woran liegt der Azubi-Mangel? Unternehmen kritisieren vor allem die Qualität der Bewerbungen und Kandidaten: Grundqualifikationen wie Deutsch- und Mathekenntnisse seien schwach ausgeprägt, die Vorstellungen über die Berufswelt und die Anforderungen an eine Ausbildung oft sehr unterentwickelt. Von Politik und Schule fordern die Betriebe verbesserte Grundlagenarbeit – insbesondere mit lernschwächeren Schülern. Darüber hinaus müsse man die Berufsorientierung intensivieren sowie IT-Kenntnisse, Kommunikationsfähigkeit und selbstständiges Handeln fördern.
Aus dieser Situation heraus entsteht eine besondere Chance für Bewerber mit schlechten Noten oder Bruch im Lebenslauf – sofern sie Motivation und Engagement zeigen: Da die Betriebe dringend Azubis suchen, werben sie um lernstarke Studienabbrecher, indem sie vermehrt Auslandsaufenthalte oder Zusatzqualifikationen anbieten. Außerdem fördern sie auch lernschwächere Bewerber mit schlechten Schulzeugnissen – fast 80 Prozent der befragten Betriebe gaben dies an. Sieben Prozent der Betriebe bilden zudem Geflüchtete aus, 15 Prozent bieten ihnen Praktika und Einstiegsqualifikationen an.
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